Andreas Gursky im Düsseldorfer Museum K20
"nicht abstrakt" hat der Fotokünstler Andreas Gursky seine Ausstellung im Düsseldorfer Museum K20 genannt. Die Schau mit rund 20 Werken geht der Frage nach, wie sehr sich das Foto von der Wirklichkeit entfernt.
Verdichtete Wirklichkeit
Eine Welt aus Kaffeemaschinen, Bügeleisen und Radioweckern – Gurskys Blick in den "Mediamarkt" (2016) wirkt ganz nah und flächig. Nur die fehlende Perspektive irritiert. Der Künstler komponiert seine Bilder am Rechner neu – und verdichtet so die Wirklichkeit. Abstrakt und gegenständlich zugleich.
Lieblingsbild
Zahllose Sonnenkollektoren überziehen eine hügelige südfranzösische Landschaft und lassen sie aussehen, wie den Panzer eines Gürteltiers. Am Horizont erhebt sich eine Gebirgskette unter wolkengrauem Himmel. Schön, aber zugleich auch unwirklich erscheint diese Aufnahme, an deren Bearbeitung Gursky ein halbes Jahr gesessen hat. Er nennt sie "ein Lieblingsbild".
Einkaufswelten
Ein wahres Bilderrätsel ist Gursky's "Amazon" (2016). In einem Lager des US-Versandhändlers fotografierte er die Warenregale. Den Hintergrund zoomte er heran, den Vordergrund verkleinerte er. Das erzeugte Bild wirkt flächig, als hätte es der Künstler aus der Ferne gemacht. Am besten, sagt Gursky, stünde die Kamera auf dem Mond.
Sonorer Unterton
Farbkleckse, Flächen und Linien fließen ineinander. Wie abstrakte Malerei des Informel, bei dem Formlosigkeit Prinzip war, wirkt diese Aufnahme von Andreas Gursky. Im "Amerikaner Saal" des Museums erklingt dazu eine Soundinstallation des kanadischen DJ Richie Hawtin. Die minimalistische Elektromusik schwillt an, pausiert und verleiht der Schau einen sonoren Unterton.
Rätselhaft
Eine Besucherin staunt über Gurskys "Rhein II" von 1999. Es ist eine Aufnahme vom Niederrhein, die den mächtigen Fluss zu einem schmalen Kanal reduziert - eine Folge der künstlerischen Intervention am Computer. So wirkt das Motiv wie die Farbfeldmalerei amerikanischer Expressionisten.
Streitbare Position
Das Gros der Bilder von Andreas Gursky hängt in einem eigenen großen Saal. Einige Motive hat der Künstler jedoch zwischen andere Bilder der Museumssammlung platziert. Da begegnen Gurskys Fotografien den Klassikern der Moderne. Manchmal funktioniert das. Manchmal sorgt es aber auch zu heftigen Diskussionen unter den Besuchern: Kapert der Künstler das Museum?
Heimspiel
Für Andreas Gursky (61) ist die Ausstellung "nicht abstrakt" fast ein Heimspiel. Der gebürtige Leipziger lebt und arbeitet seit 1957 in Düsseldorf, wo er zuletzt Meisterschüler von Bernd Becher war, dem Mitbegründer der berühmten "Düsseldorfer Photoschule". Heute ist Gursky einer der international erfolgreichsten Fotografen. Die Schau "nicht abstrakt" ist noch bis zum 6. November 2016 zu sehen.