An den Grenzen des Space-Shuttle-Programms
9. August 2005Anhaltend schlechtes Wetter hat am Dienstag (9.8.05) eine Landung der US-Raumfähre "Discovery" in Cape Canaveral verhindert. Die NASA entschied sich deshalb dafür, das Shuttle nun in Kalifornien auf dem Luftwaffenstützpunkt Edwards landen zu lassen. Die NASA wollte die sieben Astronauten, die schon zwei Wochen im All sind, auf jeden Fall am Dienstag zur Erde zurückbringen.
Die NASA bevorzugt eine Landung in Florida, da die Raumfähre ansonsten für den nächsten Start wieder nach Cape Canaveral transportiert werden muss, was recht teuer ist. Schon am Montag hatte schlechtes Wetter die Landung der "Discovery" in Cape Canaveral verhindert.
Vorgezogene Landung im Museum
"Je schneller wir vom Shuttle auf die Raumtransporter der nächsten Generation umschalten können, umso besser," sagte Joseph Alexander, Raumfahrtexperte und wissenschaftlicher Berater, zuvor der US-Zeitung "New York Times".
Teurer Oldtimer, zerbrechlicher Flieger, ramponierte Raumfähre. Schmähnamen für den Space Shuttle gab es im Laufe des letzten Fluges in den Medien genug. Nun sollen die drei Orbiter "Atlantis", "Discovery" und "Endavour" womöglich sogar früher als geplant aus dem Verkehr gezogen werden. Ursprünglich waren bis zur Ausmusterung 2010 noch 28 Flüge zur Raumstation ISS geplant. Laut US-Medien will das Weiße Haus die Fähren, die in den 1970er-Jahren entwickelt wurden, nur noch maximal 15 Mal starten lassen. Zudem soll der erste Shuttle bereits 2007 im Museum landen, die anderen beiden Geräte dann 2009 und 2010 folgen.
Ein großes Weltraumtaxi wird gebraucht
Für ein Nachfolgermodell muss schnell gesorgt werden. Die Raumtransporter sind derzeit nötig, um große Teile wie das europäische Forschungslabor "Columbus" zur Internationalen Raumstation ISS zu bringen Das Bauende für die gesamte ISS ist bis 2010 geplant. Selbst wenn das Projekt in dem Jahr abgeschlossen wird, in dem auch die Shuttle ausgemustert werden, stehen keine Raumtransporter mehr zur Verfügung, die mehr als drei Astronauten ins All befördern könnten.
Erst Mond, dann Mars
Michael Griffin, Chef der US-Raumfahrtbehörde NASA, hat bereits im Mai angekündigt, dass der bemannte Shuttle-Ersatz schon 2010 fliegen soll - vier Jahre früher als ursprünglich geplant. Das neue Gefährt - vorläufig "Crew Exploration Vehicle" (CEV) genannt - müsste in nur fünf Jahren neu entwickelt werden. Damit könnten nicht nur bis zu sechs Menschen fliegen, das CEV soll zudem 2020 auf dem Mond landen - und später Kurs auf den Mars nehmen. Das wünscht sich zumindest US-Präsident George W. Bush.
Wettbewerb um den NASA-Auftrag
Ein ehrgeiziges Vorhaben, um das bereits mehrere Firmen konkurrieren. Für das Shuttle-Programm arbeiten die beiden US-Branchenführer im Rüstungssektor Lockheed Martin und Boeing seit 1996 in dem Gemeinschaftsprojekt United Space Alliance zusammen. Im Januar 2005 hat Boeing dann angekündigt, zusammen mit dem US-Rüstungskonzern Northrop Grumman gegen den Noch-Verbündeten Lockhead Martin um das CEV-Projekt anzutreten.
Die Zeit ist knapp
Bis zum Frühjahr 2006 können die interessierten Firmen ihr Angebot abgeben, dann will die NASA über ein Konzept für den Shuttle-Nachfolger CEV entscheiden. Der Zeitplan für die US-Raumfahrtbehörde ist eng, um bis 2020 zum Mond zu fliegen, selbst wenn das erste CEV in fünf Jahren starten kann.
Taikonauten auf dem Erdtrabanten
Ein Grund für die Eile könnten auch die chinesischen Raumfahrtpläne sein. Erst 2003 ist es der Volksrepublik 2003 gelungen, als dritte Nation - nach Russland und den USA - ein Raumschiff mit "Taikonauten" erfolgreich ins All zu schicken. Ab 2007 sollen die ersten chinesischen Sonden den Mond umkreisen, teilte anschließend der Chef der Weltraumbehörde, Sun Laiyan, mit. Danach, zeigte er sich zuversichtlich, sei der nächste Schritt, ein unbemanntes Raumfahrzeug auf den Mond zu schicken. Taikonauten auf dem Erdtrabanten sollen dann nur noch eine Frage der Zeit sein.