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Politik

AI wirft Impfstoffherstellern Profitgier vor

14. Februar 2022

Seit es Impfstoffe gegen COVID-19 gibt, hat die Krankheit für viele ihren Schrecken verloren. Doch das gilt vor allem für reiche Industrieländer. Amnesty sieht die großen Pharmakonzerne in besonderer Verantwortung.

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Corona-SchutzImpfung in Utrecht
Bild: Robin Utrecht/picture alliance

Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International (AI) wirft den Impfstoff-Herstellern Profitgier vor und ruft zu einer deutlich schnelleren Impfung der Weltbevölkerung auf. Bis Ende 2021 hätten nur etwas mehr als vier Prozent der Menschen, die in Ländern mit geringem Pro-Kopf-Einkommen leben, einen vollständigen Impfschutz erhalten, teilte die Organisation in Berlin mit. In Deutschland seien im Vergleich dazu Ende vergangenen Jahres rund 70 Prozent der Bevölkerung zweifach geimpft gewesen.

"Enorme Ungerechtigkeit"

2021 seien insgesamt zehn Milliarden Corona-Impfstoffdosen produziert worden. Das sei mehr als genug gewesen, um das Ziel der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zu erreichen, 40 Prozent der Weltbevölkerung bis Ende 2021 zu impfen. AI ruft die Konzerne auf, Patente und Technologien freizugeben und das von der WHO ausgegebene Ziel anzustreben, bis Mitte des Jahres 70 Prozent der Weltbevölkerung zu impfen.

Annelen Micus, Expertin für Wirtschaft und Menschenrechte bei Amnesty Deutschland, sprach von einer "enormen Ungerechtigkeit" und einer "ungeheuerlichen" Verletzung von Menschenrechten. Pharmaunternehmen dürften nicht zu Menschenrechtsverletzungen beitragen.

Während Pfizer, BioNTech und Moderna riesige Umsätze gemacht hätten, seien nur zwei Prozent ihrer Impfdosen an ärmere Länder gegangen, heißt es in dem neuen Amnesty-Bericht. Die chinesischen Unternehmen Sinovac und Sinopharm lieferten demnach jeweils nur 0,4 Prozent und 1,5 Prozent ihrer Impfstoffe an Länder mit niedrigem Pro-Kopf-Einkommen. Johnson & Johnson sowie AstraZeneca kommen in dieser Auswertung besser weg, da die Hälfte ihrer Impfdosen an Entwicklungs- und Schwellenländer gegangen sein sollen. Viele der Dosen seien "Spenden" von einkommensstarken Ländern und nicht Teil von Kaufverträgen gewesen.

Corona-Expertentrat nennt Bedingungen für Lockerungen

Wenige Tage vor neuen Beratungen von Bund und Ländern zur Corona-Krise hat der deutsche Corona-Expertenrat seine Einschätzung zu möglichen Lockerungen der Beschränkungen dargelegt. Bedingungen für eine dauerhafte Rücknahme aller staatlich verordneten Corona-Schutzmaßnahmen sind demnach das Erreichen einer hohen Impfquote und dass sich die Bürger "verantwortungsbewusst" verhalten. Das Impfziel der Bundesregierung von 80 Prozent der Bevölkerung ist bisher nicht erreicht.

Corona-Maßnahme 2G+ | Leichlingen
Einlass nur mit 2G+ - so sieht es vielerorts in Deutschland ausBild: Roberto Pfeil/dpa/picture alliance

"Ein Zurückfahren staatlicher Infektionsschutzmaßnahmen erscheint sinnvoll, sobald ein stabiler Abfall der Hospitalisierung und Intensivneuaufnahmen und -belegung zu verzeichnen ist", schreibt das Gremium in seiner jüngsten Stellungnahme. Sollte dies eintreten, sei eine "besonnene Rücknahme einzelner Infektionsschutzmaßnahmen in den kommenden Wochen" denkbar. Allerdings warnen die Fachleute Bund und Länder vor überstürztem Handeln. "Ein zu frühes Öffnen birgt die Gefahr eines erneuten Anstieges der Krankheitslast", heißt es. Zudem müsse durch die Omikron-Untervariante BA.2 mit einer verlängerten oder wieder ansteigenden Welle der Ansteckungen gerechnet werden.

Deutschlands oberste Seuchenschutzbehörde, das Robert-Koch-Institut (RKI), geht laut einem Zeitungsbericht von einer neuen Corona-Welle im Herbst aus. "Die Endemie ist noch nicht erreicht - wir befinden uns in einer Übergangsphase", berichtet die Zeitung "Welt" unter Berufung auf eine interne Lageeinschätzung des Instituts. Mit einer neuen Corona-Welle im Herbst sei "fest zu rechnen".

qu/AR (dpa, afp, rtr, kna)