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Am Ende eines langen Laufstegs

10. Januar 2002

Weltweite Triumphe und werbewirksame Skandale begleiteten Yves Saint Laurents steile Karriere. Er revolutionierte die Mode und ließ trendgerechte Parfüms kreieren. Heute hat er in Paris seinen Rückzug bekanntgegeben.

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Modedesigner Yves Saint LaurentBild: AP

"Ich habe mich entschlossen, diesem Geschäft Lebewohl zu sagen", sagte der "berühmteste Couturier der Welt" bei einer Pressekonferenz in seinem Stammhaus in der Pariser Rue Marceau. Der als zurückhaltend bekannte Yves Saint Laurent will nur noch einmal ins Rampenlicht treten: "Mein nächstes Defilee, am 22. Januar, wird das letzte sein." Yves Saint Laurent beendet damit eine 45-jährige glanzvolle Karriere in der Modewelt.

Das Ende einer Ära

Auf der ersten Pressekonferenz, die der medienscheue Modemacher überhaupt gab, verlas er eine vorbereitete Erklärung. Dabei dankte er allen, die an ihn glaubten. Mit seiner Mode habe er die Frauen in ihrer Emanzipationsbewegung des vergangenen Jahrhunderts unterstützen wollen, sagte der 65-Jährige.

Der 1936 im algerischen Oran geborene Yves Saint Laurent baute sein Imperium in vier Jahrzehnten mit ebenso genialen wie provozierenden Ideen auf. Er setzte mehr auf seinen persönlichen Stil denn auf Modetrends, entwarf einen Safari- und Uniform-Look, durchsichtige Blusen und den Smoking für Frauen. Der Durchbruch gelang ihm 1958 mit seinem Trapezkleid, das den Frauen-Korsetts der Nachkriegszeit ein Ende setzte. Nur eines auf der Welt bedaure der Meister: "Dass nicht ich es gewesen bin, der die Jeans erfunden hat."

Immer der Nase nach

Der Modeschöpfer prägte zusammen mit Christian Dior, Coco Chanel und de Givenchy Jahrzehnte französischer Haute Couture. Der Design-Hexenmeister, homosexuelle Dandy und Multi-Millionär, kurzsichtig und von Depressionen geplagt, sorgte auch in der Welt des Parfüms für Aufruhr. Nur mit seiner Brille bekleidet ließ er sich für seine Duft-Kreation "Homme" 1971 ablichten, sechs Jahre später landete er mit "Opium" einen weltweiten Parfüm-Hit – wobei die Anspielung auf harte Drogen einen werbewirksamen Skandal auslöste.

Ein Auge für die Kunst

Yves Sain Laurent - Rückzug aus der Modewelt
Modedesigner Yves Saint LaurentBild: AP

Saint Laurent ließ sich für seine Kollektionen von zeitgenössischen Künstlern mit einer hellen Farbpalette inspirieren. Piet Mondrian (1965), Pablo Picasso (1979), Henri Matisse (1981) und Vincent van Gogh (1988) haben ihn nachhaltig beeinflusst. Die Kunstwelt hat es ihm gedankt: Er war der erste Modemacher, dem das renommierte New Yorker Metropolitan Museum of Art zu Lebzeiten (1983) eine Retrospektive widmete.

"YSL", der die Damenwelt von Zizi Jeanmaire bis zu der mit ihm befreundeten Catherine Deneuve einkleidete, wurde mit Preisen nur so überschüttet. Frankreichs Ehrung für den Botschafter in Sachen Mode gipfelte in der Ernennung zum "Kommandeur der Ehrenlegion" im Jahr 2001. Und am 22. Januar feiert das Haus des Modezars, der einst bei Christian Dior seine ersten Sporen verdient hat, den 40. Geburtstag. In seiner Welt der Tausenden von Modellen und Kreationen stand ihm seit Beginn in der Seine-Stadt mit Pierre Bergé ein Geschäftsmann von ebenbürtiger Passion und mit einem starkem Hang zur Kultur zur Seite.Einen Nachfolger, so hatte "YSL" immer gesagt, werde es nicht geben.

Der Anfang vom Ende

Nicht das Pensionsalter, sondern Spannungen dürften den Rückzug ins Privatleben begünstigt haben, spekulieren Frankreichs Medien und warten auf die Erklärungen des Meisters. Prêt-à-porter und Parfüms gingen vor zwei Jahren an das italienische Haus Gucci, das zu dem Imperium des französischen Großaktionärs Francois Pinault gehört. Das "YSL"-Reich Saint Laurents zerfiel in zwei Teile: Guccis Top-Mann Tom Ford ist für den Prêt-à-porter-Bereich verantwortlich und Saint Laurents Partner Bergé für Haute Couture (kontrolliert von Pinaults Holding Artémis). Von einem offenen Krieg zwischen den Sparten ist die Rede. Und auch davon, dass "YSL" die junge Couturier-Generation verachte.(pf)