Preis für Mut und Menschlichkeit
1. Oktober 2015Der Alternative Nobelpreis 2015 zeichnet den mutigen Einsatz für Kriegsopfer und die Rechte von Homosexuellen in Afrika aus. Der italienische Arzt Gino Strada bekommt den Preis, weil er seit zwei Jahrzehnten an den Krisenherden der Welt Opfer von Krieg und Verfolgung medizinisch versorgt. In der Flüchtlingskrise hilft seine Organisation Emergency sowohl in Italien als auch im Irak. Außerdem arbeite Strada gegen die Ursachen von Krieg an, erklärte die Right Livelihood Award Stiftung in Stockholm.
Die mit je rund 106 000 Euro dotierte Auszeichnung ging zudem an die kanadische Inuit-Aktivistin Sheila Watt-Cloutier und die Menschenrechtsaktivistin Kasha Jacqueline Nabagesera. Watt-Cloutier wird als erfolgreiche Vorkämpferin für die wirtschaftlichen, sozialen und politischen Rechte der Ureinwohner der Arktis gewürdigt, zu denen sie selbst gehört. Besonders engagiert sie sich für den Schutz des Klimas, der Umwelt und der Erdatmosphäre, da die globale Erwärmung und die Luftverschmutzung das Leben in der Arktis bedroht.
In Uganda würdigt die Stiftung die 1980 geborene Buchhalterin Nabagesera als eine der mutigsten Menschenrechtlerinnen ihres Landes. Trotz Drohungen, Verhaftungen, Misshandlungen und Einschüchterungen streite sie beharrlich für die Rechte von Schwulen, Lesben und Transsexuellen, erklärte die Jury. In Uganda ist Homosexualität wie in vielen afrikanischen Ländern verboten und wird mit bis zu 14 Jahren Haft geahndet. Immer wieder versuchen Konservative, die Strafen zu verschärfen. 2014 schaffte sie es, ein Gesetz zu verhindern, das lebenslange Haftstrafen für Schwule vorsah. Im selben Jahr gründete Nabagesera das Hochglanzmagazin "Bombastic" mit, das über das Leben von sexuellen Minderheiten in Uganda aufklärt.
Das Volk der Marshallinseln und ihr Außenminister Tony de Brum bekamen einen Ehrenpreis für ihr Beharren auf die atomare Abrüstung. De Brum reichte 2014 vor dem Internationalen Gerichtshof Klagen gegen alle neun Atomstaaten ein, weil sie sich nicht an die Abmachungen aus dem Atomwaffensperrvertrags hielten. Die Preise werden am 30. November im schwedischen Reichstag verliehen.
Der Alternative Nobelpreis - offiziell Right Livelihood Award (Preis für richtige Lebensführung) - wurde vor 35 Jahren vom schwedisch-deutschen Philanthropen von Uexküll geschaffen, nachdem die Nobel-Stiftung keinen Preis für Engagement im Bereich Umweltschutz und internationale Entwicklung ins Leben rufen wollte. Üblicherweise werden mehrere Preisträger gekürt. Sie teilen sich das Preisgeld von drei Millionen Kronen (knapp 317 000 Euro)
Dazu vergibt die Stiftung einen undotierten Ehrenpreis. Diesen hatten im vergangenen Jahr der frühere US-Geheimdienstmitarbeiter Edward Snowden und der damalige Herausgeber und Chefredakteur der britischen Tageszeitung „The Guardian“ Alan Rusbridger erhalten. Die von privaten Spendern finanzierten Auszeichnungen sollen in kritischer Distanz zu den traditionellen Nobelpreisen stehen.
bri/djo (AFP/dpa/epd)