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Alles Interimstrainer

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Tobias Oelmaier
1. November 2015

Borussia Mönchengladbach eilt mit seinem neuen Trainer Andre Schubert von Sieg zu Sieg. Trotzdem hat er noch keinen Vertrag. Das schadet nicht, meint DW-Redakteur Tobias Oelmaier.

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Bundesliga Hertha BSC Berlin vs Borussia Mönchengladbach Andre Schubert
Bild: Getty Images/Bongarts/M. Kern

"Wir sind doch alle Interimstrainer", antwortet Gladbachs ursrpüngliche Verlegensheitslösung Andre Schubert auf die gefühlt tausendste Reporterfrage nach seiner beruflichen Zukunft. Um mit schelmischem Grinsen zu ergänzen: "Und ich bin halt einer ohne Vertrag".

Schubert hat in den sechs Wochen seines Wirkens schon Historisches geschafft. Zu Saisonbeginn hatte der Champions-League-Teilnehmer Borussia Mönchengladbach fünf Spiele in Folge verloren, grüßte verlegen vom Tabellenende. Trainer Lucien Favre nahm freiwillig und gegen den Widerstand der Vereinsführung seinen Hut, U23-Trainer Schubert sollte als Notlösung fungieren, bis Ersatz gefunden ist.

Doch Schubert siegt und siegt und siegt. Trotz eines weiterhin hohen Krankenstandes. Nach sechs Erfolgen in Serie - mehr zum Einstand hat noch kein Bundesliga-Trainer in seiner Vita stehen - ist er kaum mehr wegzudenken. Ein neuer Mann dürfte für Sportdirektor Eberl gegenüber Team und Publikum nur schwer zu vermitteln sein. Schubert hat sich für den Moment festgespielt.

Viele Fans fordern jetzt einen langfristigen Vertrag für ihren neuen Liebling. Die Medien fragen, drängen. Diese Sehnsucht nach Sicherheit, nach Verlässlichkeit, nach einer Konstante scheint eine Art menschlicher Urtrieb zu sein. Aber wem wäre damit geholfen? Was bedeutet ein solcher Kontrakt im Tagesgeschäft Fußball? Damit würde sich die erste Niederlage im Trainerleben des Andre Schubert eines Tages auch nicht verhindern lassen. Und die zweite, und die dritte. Schubert wird auch Spiele verlieren. Vielleicht sogar so viele, dass man in Mönchengladbach froh sein wird, ihn wieder loswerden zu können.

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DW-Redakteur Tobias Oelmaier

Andre Schubert hat schon nach sechs Wochen im Rampenlicht die Schnelllebigkeit seines Berufes erkannt. Wie sagte er so schön nach dem 4:1-Sieg bei Hertha BSC: "Es macht mir Spaß, in der Bundesliga zu arbeiten, aber ich muss es nicht." Klingt sehr abgeklärt. Und locker. Vielleicht ist das sein Erfolgsgeheimnis. Und mit seinem Zitat, wonach doch alle irgendwie Interimstrainer seien, trifft er den Nagel auf den Kopf. Schubert ist in jeder Hinsicht eine Bereicherung für die Liga!