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Behinderte Kinder leiden weltweit

30. Mai 2013

Sie sind isoliert, leben in großer Armut und werden benachteiligt: behinderte Kinder in Entwicklungs- und Schwellenländern. Deren Lage ist so dramatisch, dass das Kinderhilfswerk UNICEF nun in einem Bericht Alarm schlug.

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Der siebenjährige Ernest, ein behindertes Kind kn Monrovia im afrikanischen Liberia
Bild: picture-alliance/AP Images

"Wenn wir zuerst die Behinderung sehen, ist das nicht nur falsch für das Kind. Diese Sichtweise enthält der Gesellschaft all das vor, was dieses Kind ausmacht“, erklärte UNICEF-Exekutivdirektor Tony Lake bei der Vorstellung des Reports im vietnamesischen Da Nang. Gleichzeitig wurden die Informationen bei der deutschen Zentrale des Kinderhilfswerks in Köln veröffentlicht. Das Fazit des Berichts: Kinder mit Behinderungen und ihre Familien zählen weltweit zu den am stärksten benachteiligten und gefährdeten Menschen.

Die Kinder würden als minderwertig angesehen und teils auch aus Aberglaube verfolgt, so Unicef. Meist würden sie in Heimen untergebracht. Eine Ursache für schwere körperliche und geistige Behinderung ist Mangelernährung, die weltweit 165 Millionen Kinder beeinträchtigt. Zwischen 250.000 und 500.000 Minderjährige drohen jedes Jahr zu erblinden, weil sie an Vitamin-A-Mangel leiden. Auch Blutarmut führt häufig zu Behinderungen - jedes zweite Kind im Vorschulalter leidet unter Anämie.

Eine Lehrerin unterrichtet in einem Klassenzimmer im Lewa Children's Home, einem Waisenheim in der kenianischen Stadt Eldoret, Grundschulkinder (Foto: dpa)
Dass Kinder in Entwicklungs- und Schwellenländern zur Schule gehen können, ist keine SelbstverständlichkeitBild: picture alliance/dpa

Laut Weltgesundheitsorganisation WHO haben lediglich fünf bis 15 Prozent der Menschen mit Behinderungen in den ärmsten Entwicklungsländern notwendige Hilfsmittel wie zum Beispiel Rollstühle. Rund drei Viertel der Menschen in armen Ländern, die an Epilepsie leiden, verfügen nicht über die notwendigen Medikamente. Und: Weltweit gehen Kinder mit Behinderungen seltener zur Schule. Eine Untersuchung in 51 Ländern ergab, dass lediglich 42 Prozent der eingeschulten Mädchen und 51 Prozent der Jungen mit Behinderungen eine Grundschule abschloss. Der Anteil bei den nichtbehinderten Kindern lag jeweils um zehn Prozent höher.

Fast nie die notwendige Hilfe

In Kriegs- und Krisengebieten wie zum Beispiel in Syrien erleiden viele Kinder schwere körperliche und seelische Verletzungen. Jedes Jahr werden weltweit noch immer mehr als 1.000 Kinder durch Minen oder Blindgänger verstümmelt oder getötet. Bei einer Befragung in 25 Ländern sagten zwei Drittel der Überlebenden, dass sie "nie" oder "fast nie" notwendige Hilfe erhielten. Und: Behinderte Kinder haben den Angaben zufolge ein drei- bis viermal höheres Risiko, Opfer von Gewalt zu werden. Vernachlässigung und Missbrauch treffen sie dem UNICEF-Bericht zufolge besonders häufig. Auch ihre sogenannte "Behandlung" falle in Entwicklungsländern nicht selten gewalttätig aus - es gebe Elektroschocks, Zwangssterilisierungen und Zwangsabtreibungen.

Wie viele Kinder mit Behinderungen es weltweit genau gibt, ist nach UNICEFf-Angaben auch deshalb unklar, weil sich viele Regierungen nicht um das Thema kümmerten. Verlässliche Informationen gebe es nur in wenigen Ländern. Klar sei aber: Die Diskriminierung müsse überwunden werden.

ml/kle (dpa, rtr)