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"Afrikas eigene Kräfte mobilisieren"

Das Gespräch führte Dirk Bathe10. März 2009

Die internationalen Organisationen schlagen Alarm: Gerade die ärmsten Länder werden von der Wirtschaftskrise besonders hart getroffen. Ein Interview zur "verzögerten" Krise Afrikas.

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Eine der größten Banken Afrikas: Standard SüdafrikaBild: picture-alliance/ dpa

Die ärmsten Länder – das ist ein Synonym für Afrika. Und so beschäftigte sich am Dienstag (10.03.2009) der Internationale Währungsfond mit der Frage: wie kann Afrikas Wirtschaft trotz Finanzkrise gerettet werden. Tatjana Chahoud ist Wirtschaftsexpertin vom Deutschen Institut für Entwicklungspolitik.

DW: Was sind denn die Gründe dafür, dass Afrika so stark betroffen sein wird?

Tatjana Chahoud, Wirtschaftsexpertin des Deutschen Instituts für Entwicklungspolitik, DIE
Tatjana Chahoud, Wirtschaftsexpertin des Deutschen Instituts für Entwicklungspolitik, DIEBild: Privat

Weil Afrika in den vergangenen Jahren so große Erfolge hatte! Besonders die Rohstoffländer – und jetzt in der Folge der Internationalen Finanzkrise sind natürlich die Länder, die vor allem Rohstoffe exportiert haben ganz besonders betroffen. Die Preise sind zurück gegangen, entsprechend gehen die Investitionen zurück, vermutlich auch die Entwicklungshilfen. Deutschland wird die Hilfen wahrscheinlich halten können. Aber der Rückfall Afrikas wird enorm sein.

Eigentlich erstaunlich: Afrikas Banken machen ja weitgehend unter sich Geschäfte und komplizierte Finanzprodukte wie in den USA spielen keine Rolle. Trotzdem geht von diesem Sektor keine stabilisierende Kraft für Afrikas Wirtschaft aus. Warum?

Diese Banken machen nur einen ganz kleinen Teil des heimischen Marktes aus. Die großen Summen werden über Internationale Banken gehandelt. Und insofern ist das gut, dass die Afrikaner auch eigene Banken haben – denn die können zumindest in der Zukunft den afrikanischen Markt stabilisieren und Krisen mindern.

Millionen Afrikaner leben und arbeiten außerhalb des Kontinents und schicken regelmäßig Geld nach Hause. Ist jetzt auch diese Einnahmequelle in Gefahr?

Bankschalter Euros und Dollar
Regelmäßige Überweisungen sichern das ÜberlebenBild: AP

Ja, selbstverständlich ist die in Gefahr. Weil man davon ausgehen muss, dass die ausgewanderten Afrikaner auch arbeitslos werden. Und vielleicht auch gar nicht in den Ländern bleiben können, in denen sie gearbeitet haben. Dieser Strom wird versiegen.

Was muss, ganz konkret, passieren, um die schlimmsten Folgen der Krise für Afrika zumindest zu mildern?

Es ist sehr komplex. Es müssen die internationalen Konstellationen, die globale Krise angegangen werden. Wenn dort die richtigen Weichen gestellt werden, dann wird davon auch Afrika profitieren. Aber das reicht nicht. Afrikas eigene Kräfte müssen mobilisiert werden. Die öffentliche Entwicklungshilfe sollte möglichst noch aufgestockt werden. Und was die Weltbank angeregt hat: Große Infrastrukturprojekte, die dann zu starker Investitionstätigkeit führen und so Arbeitsplätze schaffen. Das sind Schritte, die helfen könnten.