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Königsklasse und Stillstand

Alina Schwermer
19. September 2022

Während in Marokko im Oktober die zweite Auflage der afrikanischen Champions League der Frauen steigt, gibt es in Angola keine Liga mehr, beobachtet DW-Kolumnistin Alina Schwermer. In Spanien endet der Schiri-Streik.

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Die Kapitänin der sambischen Nationalelf  Barbra Banda im Zweikampf mit der Südafrikanerin Refilwe Maseko während des Finales des COSAFA-Turniers in Südafrika. Sambia gewinnt das Spiel mit 1:0.
Im Finale des COSAFA-Cups, des Nationenwettbewerbs im südlichen Afrika, gewann Sambia um Barbra Banda (l.) gegen die Gastgeberinnen aus Südafrika Bild: Shaun Roy/Sports Inc/empics/picture alliance

Kurz sah es zumindest politisch nach Aufbruch aus, als im August die alte Befreiungsbewegung MPLA, seit 50 Jahren in Angola an der Macht, nur noch knapp und unter Anschuldigungen der Wahlmanipulation siegte. Nun ist die MPLA erneut und unter schwerem Polizeischutz an der Macht. Und ebenso bleiern ist die Lage im heimischen Fußball. Denn während sich der Fußball der Frauen auf dem afrikanischen Kontinent langsam professionalisiert, ist die lokale angolanische Liga in sich zusammengebrochen. Es gibt schlicht keinen organisierten nationalen Wettbewerb mehr.

Zum Start der neuen Spielzeiten bleibt der afrikanische Kontinent somit einer mit verschiedenen Welten. Gerade haben die Staaten die Teilnehmerinnen der zweiten Auflage der afrikanischen Champions League in ihre Gruppen gelost. Angenehm abwechslungsreich ist das Feld der Klubs, die aus Kostengründen nicht quer über den Kontinent jetten, sondern im Oktober und November ein konzentriertes Turnier in Marokko abhalten. Neben den titelverteidigenden Mamelodi Sundowns aus Südafrika und den gastgebenden AS FAR aus Marokko ist nur Wadi Degla aus Ägypten zum zweiten Mal dabei. Den drei erfahrenen Klubs stehen fünf Vereine gegenüber, für die es ein Debüt ist. Darunter Underdogs aus Staaten, die bisher nicht als Fußball-Großmächte aufgefallen sind, etwa der Determine Girls FC aus Liberia oder die Green Buffaloes aus Sambia. Es verspricht also, unterhaltsam zu werden. Weil niemand sich echte Profibedingungen leisten kann, sind die Kader im Wesentlichen nationale Auswahlen. Und damit auch aussagekräftig für die WM 2023, für die etwa Marokko als erstes arabisches Frauenteam überhaupt, qualifiziert ist. 

Alina Schwermer Kommentarbild
DW-Kolumnistin Alina SchwermerBild: privat

Und dann gibt es jene zweite Welt mit Staaten wie Angola. Durchaus existiert hier eine Fußballtradition der Frauen. In den 1990ern begann man, landesweite Wettbewerbe aufzubauen. Und wie fast überall auf der Welt wuchs das Spiel der Frauen vor allem mit der Urbanisierung und in den Städten. Allein in der Hauptstadt Luanda soll es über 30 Frauenteams gegeben haben, sodass zeitweise in zwei Ligen gespielt werden musste. Angola hält sogar einen inoffiziellen Rekord des Frauenfußballs: Irene Maria Duarte Gonçalves, ihres Zeichens einst Stürmerin bei Progresso Associação do Sambizanga und Kapitänin des Nationalteams, erzielte in einem Ligaspiel 2008 unfassbare 22 Tore. Das spricht zwar nicht so richtig für die Ausgeglichenheit der Liga, ist aber wohl ein Weltrekord – der allerdings mangels Bildmaterial nicht offiziell anerkannt wird. Die schillernden Zeiten der Demolidora (Zerstörerin, so ihr Spitzname), sind längst vorbei: 2012 hat Irene Maria Duarte Gonçalves ihre Laufbahn beendet, die nationale Liga gilt als inaktiv. Ein Nationalteam existiert noch, ist aber oft zu Qualifikationen nicht gemeldet. Immerhin hat es gerade in der COSAFA Women's Championship, der Meisterschaft des südlichen Afrika, gespielt. Über die Gruppenphase ging es allerdings nicht hinaus.  

Beim COSAFA-Turnier siegte Sambia, mit vielen Spielerinnen der Green Buffaloes, weshalb man es auch als ein Ausrufezeichen vor der Champions League werten kann. In Angola sind es derweil einzelne Engagierte, die auf maroden Plätzen aus eigener Tasche Trophäen kaufen, damit Frauen und Mädchen zumindest Turniere spielen können. Viele beklagen die fehlende Unterstützung der Institutionen. In der einstigen Blütestadt Luanda sollen fast alle Klubs verschwunden sein. So bleiben auf dem afrikanischen Kontinent, ähnlich wie in Europa, große Gegensätze.   

In Spanien endet der Schiri-Streik 

Fußball - Duell zwischen den Frauenteams des FC Barcelona und Atletico Madrid. Zwei Spielerinnen jagen dem Ball hinterher. SYMBOLBILD
Rasante Entwicklung, trotz Schiri-Streiks: in Spanien startet die Liga F mit einer Woche VerspätungBild: Gabriel Bouys/AFP/Getty Images

Den ersten Spieltag der prestigeträchtigen neuen Profiliga haben die spanischen Schiedsrichterinnen platzen lassen; nun ist die Liga F mit einer Woche Verspätung gestartet. Die Schiedsrichterinnen hatten für bessere Gehälter und Bedingungen gestreikt. Zugleich kam es zum Konflikt zwischen der unabhängigen Profiliga der Frauen und dem spanischen Verband, der die Forderungen der Schiedsrichterinnen unterstützte. Die Organisatoren der Liga F witterten dahinter den Versuch des Verbandes, ihr Vorhaben zu torpedieren. Nach tagelangen Verhandlungen hat sich die Gemengelage aufgelöst: Die Schiedsrichterinnen sollen für jedes Spiel künftig 1.666 Euro bekommen statt bisher 320 Euro. Für die Linienrichterinnen gebe es künftig 1.066 Euro je Spiel statt bisher 160 Euro.

Eine Schock-Professionalisierung über Nacht. Außerdem wird mit staatlicher Unterstützung ein Fonds von 350.000 Euro zurückgelegt, damit die Schiedsrichterinnen nach der Karriere versorgt sind. Spanien bestätigt damit seinen Ruf als Land erfolgreicher Arbeitskämpfe im Fußball. Sportlich startet die Liga wenig überraschend: Barcelona, Real Madrid und Atlético Madrid siegten allesamt zum Auftakt. Auch sonst gleicht man sich nach altem Rezept den Männern an; Überlegungen zufolge soll es in der kommenden Saison Videoschiedsrichterinnen geben.