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Afrika und die Angst an Chinas Börsen

Philipp Sandner28. Juli 2015

China ist für viele afrikanische Länder ein wichtiger Wirtschaftspartner - und das schon seit Jahrzehnten. Wie also reagieren die Afrikaner auf den Börsencrash im Reich der Mitte?

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Xi Jinping in Tansania, 2013 (Foto: Reuters)
Bild: Reuters

Shanghai und Shenzhen wieder im Minus. Die Talfahrt an Chinas Börsen weckt weltweit Sorgen um den Zustand der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt. Auch Afrika hört bei den Hiobsbotschaften genau hin. "China investiert sehr viel in Afrika und ist für uns ein wichtiger Handelspartner", sagt Ökonom Birasa Nyamulinda aus Ruanda. In den vergangenen Jahren seien die wirtschaftlichen Beziehungen zu Ruanda noch enger geworden - etwa in der Baubranche, im Energiesektor oder in der Landwirtschaft. Zwar rechne er nicht mit kurzfristigen Auswirkungen des Börsencrashs, aber: "Wenn das Problem andauert, werden das auch die afrikanischen Volkswirtschaften deutlich zu spüren bekommen."

Noch boomt das Geschäft mit den Chinesen. "Sie verhängen keine Handelsschranken. Die Bedingungen für die Zusammenarbeit sind deshalb für viele Entwicklungsländer verlockend", sagt Birasa Nyamulinda. Auch der Schwerpunkt chinesischer Unternehmen auf Infrastrukturmaßnahmen komme vielen afrikanischen Ländern entgegen.

Groß im Geschäft: Tansania

Dazu gehört auch Ruandas Nachbarland Tansania. Die Beziehungen zu China gehen noch auf die Zeit der Staatsgründung durch Präsident Julius Nyerere in den 1960er Jahren zurück. Nach der Unabhängigkeit Tansanias habe sich Peking verstärkt in dem ostafrikanischen Land engagiert - deutlich mehr als in vielen anderen Staaten auf dem Kontinent, sagt Professor Mpoki Mafwenga, Finanzexperte und Berater der tansanischen Regierung. "Seit den 60er Jahren hat China mehr als 100 Langzeitprojekte in Tansania gestartet - im Wert von rund zwei Milliarden US-Dollar." Dazu gehört auch das gigantische Infrastrukturprojekt der tansanisch-sambischen Eisenbahnlinie Tazara.

Tazara Railway Sambia (Foto: cc-by-sa-Jon Harald Søby)
Die Tazara-Eisenbahn führt bis ins Nachbarland SambiaBild: cc-by-sa-Jon Harald Søby

Tansanias wirtschaftliche Beziehungen zu Peking haben auch einen politischen Hintergrund: Nyerere etablierte in seinem Land eine Art afrikanischen Sozialismus. In der Volksrepublik kam das gut an. Heute importiert Tansania nicht nur Maschinen und Haushaltsgüter aus China, sondern exportiert auch über den Indischen Ozean: Holz- und Lederwaren, tierische Produkte, auch Waren aus Kunststoff finden so ihren Weg nach China. Die Beziehungen hätten Zukunft, meinten beide Länder - und unterzeichneten im März 2013 ein "Abkommen über bilaterale Investitionen".

Kein Grund zur Sorge

Von den jüngsten Einbrüchen an den chinesischen Aktienmärkten lasse man sich in Tansania aber nicht aus der Ruhe bringen, sagt Finanzexperte Mafwenga. "China ist ein Land, das in der letzten Zeit sehr schnell, sehr stark gewachsen ist. Wenn so ein Land sich auf dem internationalen Markt behaupten will, dann muss es auch auf Probleme gefasst sein. Bei dieser Geschwindigkeit ist es oft schwer, die Stabilität des eigenen Marktes zu garantieren." Die Kursverluste seien "eine vorübergehende Erscheinung, die sich korrigieren lässt, wenn China sich mit dem Regionalblock der asiatisch-pazifischen Länder koordiniert".

Xi Jinping Afrikareise Tansania Jakaya Kikwete (Foto: Reuters)
Tansanias Präsident Jakaya Kikwete empfängt Chinas Staatschef Xi JinpingBild: Reuters

Mafwenga hält es für falsch, voreilige Schlüsse aus den Entwicklungen zu ziehen. Auch der ruandische Ökonom Birasa Nyamulinda bleibt entspannt. Die afrikanischen Staaten sollten erst einmal abwarten - bevor sie reagieren und sich nach neuen Wirtschaftspartnern umschauen.