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Zähe Vorrunde beim Afrika Cup

Olaf Jansen aus Kairo
3. Juli 2019

Kaum Tore, zähe Verteidigungstaktiken, leere Ränge und viel Polizei rund um die Stadien - die Vorrunde beim Afrika Cup kann nur selten begeistern. Hoffnung macht nun das Achtelfinale, in dem es zu einem Klassiker kommt.

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Afrika-Cup 2019 | Benin vs  Kamerun
Bild: picture-alliance/dpa/G. Hamdy

Clarence Seedorf wurde richtig ärgerlich, als er nach dem Top-Spiel seiner Kameruner gegen Ghana von den Journalisten auf den faden Spielverlauf angesprochen wurde. "Defense, Defense, Defense. Wie beim Basketball wird auch im heutigen modernen Fußball die Verteidigung immer wichtiger. Nur so gewinnt man wichtige Spiele", erklärte der niederländische Coach der "Unbezähmbaren Löwen" der enttäuschten Journaille.

Nur 68 Tore in 36 Spielen

0:0 endete die Vorrundenpartie der vermeintlichen "Big Player" des afrikanischen Fußballs. Die Torchancen waren locker an einer Hand abzuzählen. Ebenso wie in vielen anderen Partien des 32. Kontinentalturniers, bei dem in den insgesamt 36 Vorrundenspielen lediglich 68 Tore fielen. In 16 Partien waren nur ein Tor oder weniger zu sehen. Fußball-Magerkost, die bei den einheimischen Experten aber bislang kaum für Kritik sorgt.

"Es wird guter Fußball gezeigt. Wir sehen hier viele Spiele auf hohem Niveau", meinte nach dem Duell Marokko gegen Südafrika Augenzeuge El Hadji Diouf, Senegals ehemaliger Torjäger. In diesem Spiel war in der 35. Minute der erste Torschuss überhaupt abgegeben worden, letztlich gewannen die Nordafrikaner nach einem Standard-Treffer kurz vor Schluss mit 1:0.

Möglicherweise muss der heutige Spitzenfußball so aussehen, vielleicht verliert man tatsächlich, wenn man die Dinge zu offensiv angeht. Die Zuschauer scheint es allerdings kaum vom Hocker zu reißen, die Partien waren schlecht besucht. Bei Eintrittspreisen von mindestens zehn Euro pro Tag waren leere Sitze zu sehen, wenn Ägyptens Mannschaft nicht beteiligt war.

Polizisten, Soldaten, Sicherheitskräfte

Die Sorge, zu verlieren und früh nach Hause reisen zu müssen hemmt augenscheinlich viele Teams bei dem Kontinentalturnier, das in Ägypten unter höchsten Sicherheitsvorkehrungen ausgetragen wird. Rund um die Spiele in den vier Städten Kairo, Alexandria, Ismailia und Suez ziehen Heerscharen von Polizisten, Soldaten, Sicherheitskräften und grauen Anzugträgern mit Funkgeräten auf und sorgen für eine beklemmende Stimmung bei allen Beteiligten.

Afrika-Cup 2019 | Ägypten vs Simbabwe
Enges Sicherheitsnetz: Rund um die Stadien beim Afrika Cup werden Straßen bewacht Bild: AFP/Getty Images/K. Desouki

Stadionbesucher werden mehrfach bis auf die Haut untersucht und gescannt, vor und während der Spiele kreisen Hubschrauber über die Arenen. Das Ganze ähnelt zuweilen eher einem Kriegsschauplatz denn einem Fußballturnier.

Glücksfall Madagaskar

Immerhin katapultierte die Aufstockung des Cups auf 24 Mannschaften auch Überraschungsteams wie Madagaskar ins Turnier. Der Inselstaat überraschte mit mutigem Fußball und gewann die Gruppe B vor Fußball-Großmacht Nigeria. "Das ganze Land ist unheimlich stolz auf die Mannschaft. Wir erleben hier einen Entwicklungsprozess einer Mannschaft, die mir fast wie ein Märchen vorkommt", zeigte sich Stanislas Rakotomalala euphorisiert.

Der ehemalige Generalsekretär des malegassischen Fußballverbandes ist in Ägypten als Staff-Mitglied des Verbands-Präsidenten Ahmad Ahmad unterwegs und träumt nun von mehr. "Im Achtelfinale geht's gegen einen Gruppendritten. Das können wir auch gewinnen." DR Kongo wird der Gegner sein.

Kamerun - Nigeria im Achtelfinale

Afrika-Cup 2019 | Namibia vs Elfenbeinküste
Namibias Kapitän Ronald KetjijereBild: picture-alliance/empics

Zudem konnten kleinere Teams bei den Großen abschauen, wie es geht und wertvolle Erfahrungen sammeln. "Wir haben unsere Lektionen erhalten. Wir konnten uns mit unserem Fußball offensiv nicht durchsetzen", sagte Namibias Kapitän Ronald Ketjijere der DW. "Aber unsere Spieler waren zum ersten Mal bei einem so großen Event und haben viel mitnehmen können für ihre weitere Karriere."

Überhaupt macht die nun anstehende erste K.o.-Runde Hoffnung auf spektakulärere Spiele. Unter anderem kommt es zum Klassiker zwischen Kamerun und Nigeria, was auch die beiden Trainer Seedorf und Gernot Rohr zusammenführt. Man darf gespannt sein, was sich der erfahrene Deutsch-Franzose Rohr gegen die "Defense"-Haltung seines jüngeren niederländischen Kollegen einfallen lässt.

Gastgeber Ägypten trifft mit seinem Superstar Mo Salah auf Südafrika. Sadio Mané erwartet mit dem Senegal nun Uganda. Der Turnierbaum macht es möglich, dass die beiden Freunde, die beim FC Liverpool gemeinsam auf Torejagd gehen, frühestens im Finale aufeinandertreffen können.