Anschlag in Kabul
7. Juli 2008Bei einem Selbstmordanschlag vor der indischen Botschaft in der afghanischen Hauptstadt Kabul sind am Montag (07.07.2008) mindestens 44 Menschen getötet worden. Viele der Opfer seien Zivilisten gewesen, die ein Visum abholen wollten, sagte ein Sprecher des afghanischen Innenministeriums. Mindestens 141 weitere Menschen seien verletzt worden, teilte das afghanische Gesundheitsministerium mit. Zu dem Anschlag bekannte sich zunächst niemand. Indien ist einer der engsten Verbündeten des afghanischen Präsidenten Hamid Karsai im Kampf gegen die radikalislamischen Taliban.
Indische Botschaft im Visier
Der Täter fuhr ein mit Sprengstoff beladenes Auto und brachte es im morgendlichen Berufsverkehr in der Nähe des Innenministeriums und der indischen Botschaft zur Explosion, wie ein Sprecher des Verteidigungsministeriums mitteilte. Bei der gewaltigen Explosion seien Fensterscheiben nahe gelegener Gebäude zerborsten und geparkte Fahrzeuge beschädigt worden. Nach Informationen des indischen Außenministeriums waren auch Botschaftsangehörige unter den Opfern, vor allen Sicherheitskräfte.
Die genaue Zahl der Opfer sei aber noch nicht bekannt. Auch die Polizei äußerte sich zunächst nicht dazu. Augenzeugen zufolge riegelten die Sicherheitskräfte die Gegend ab, und mehrere Verletzte wurden mit Rettungswagen abtransportiert. Ein Augenzeuge sagte der Nachrichtenagentur AFP, der Attentäter habe die Bombe offenbar direkt vor dem Eingangstor der Botschaft gezündet. Die indische Botschaft liegt in der Nähe des afghanischen Innenministeriums. Mehrere Autos wurden zerstört.
Inder mit guten Beziehungen nach Kabul
Die Taliban haben angekündigt, in diesem Jahr mehr Selbstmordanschläge verüben zu wollen. Die indische Regierung pflegt gute Beziehungen zur Regierung in Kabul und finanziert zahlreiche Infrastrukturprojekte in Afghanistan. Vor der indischen Botschaft stehen jeden Morgen Dutzende Männer an, um ein Visum für Indien zu beantragen. Die Hauptstadt war in den vergangenen Monaten von Anschlägen der Taliban verschont geblieben. Im September 2006 fielen zwölf Menschen einem Selbstmordanschlag zum Opfer, ebenfalls in der Nähe des Innenministeriums.
Erst am Sonntag waren bei einem Anschlag im Kommandobereich der Bundeswehr im Norden Afghanistans zwei deutsche Polizisten verletzt worden. Die Beamten hatten nach Angaben des Bundesinnenministeriums bei der Explosion in der Provinz Kundus leichte Verletzungen erlitten. Nach Angaben eines Sprechers der europäischen Polizeimission EUPOL vor Ort handelte es sich bei dem Vorfall um ein Selbstmordattentat. Zunächst bekannte sich jedoch niemand zu dem Anschlag. (rri)