Acht Tote nach Anschlag vor Kabuler Uni
19. Juli 2019Üblicherweise ist die Universität in Kabul Freitags geschlossen - allerdings warteten Studenten der Rechtswissenschaften am Eingang darauf, ihre Doktorarbeit zu verteidigen, als eine Bombe detonierte. Mindestens acht Menschen seien tot, weitere 33 verwundet worden, teilte der Sprecher des afghanischen Gesundheitsministeriums, Wahidullah Majar, mit. Bereits am Donnerstag sind bei einem Anschlag im Süden des Krisenstaats elf Menschen getötet und 80 weitere verletzt worden. Die radikalislamischen Taliban bekannten sich zu dem Angriff auf ein Polizeihauptquartier in der Stadt Kandahar.
Ein Polizeisprecher bestätigte eine Explosion am südlichen Eingang der Kabuler Universität. Demnach habe ein Selbstmordattentäter eine Bombe in einem Auto gezündet. Zwei weitere Magnetbomben seien von der Polizei entschärft worden.
Dem Fernsehsender ToloNews zufolge, der sich auf Augenzeugen berief, ereignete sich die Explosion, als mehrere Studenten am Eingang warteten. Laut der Tageszeitung „Hascht-e Sobh“ sollten Studenten der Rechtswissenschaften ihre Doktorarbeit verteidigen.
Trotz laufender Gespräche häufen sich Anschläge
Zunächst bekannte sich niemand zu dem Angriff. Erst Anfang Juli wurden bei einem Autobombenanschlag im Osten Kabuls nach offiziellen Angaben sechs Menschen getötet. Inoffizielle Quellen sprachen von mindestens 35 Toten. Seit Januar kamen bei zwölf großen Anschlägen in Kabul Behördenangaben zufolge mehr als 60 Menschen ums Leben, fast 500 wurden verwundet. Die Angriffe hatten teils die radikalislamischen Taliban, teils die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) für sich reklamiert.
Die Gewalt in Afghanistan dauert ungeachtet laufender Gespräche zur politischen Beilegung des langjährigen Konflikts an. Seit einem Jahr führen die USA direkte Gespräche mit hochrangigen Vertretern der Taliban. Dabei geht es vor allem um Truppenabzüge und um die Forderung der USA nach Garantien, dass von Afghanistan aus keine Terroranschläge mehr geplant werden. Einen Waffenstillstand lehnen die radikalislamischen Taliban weiter ab.
Taliban lehnt afghanische Regierung als Gesprächspartner ab
Die Konfliktparteien glauben, durch erhöhten militärischen Druck die eigene Verhandlungsposition zu stärken. Die Denkfabrik International Crisis Group warnte kürzlich in einer Analyse, die eskalierende Gewalt könne zu einer Verhärtung der Positionen führen. Nach Anschlägen in den vergangenen Wochen hatten Afghanen in sozialen Medien auch dazu aufgerufen, die Gespräche auszusetzen.
Zugleich sollen die USA-Taliban-Gespräche nach offizieller Lesart in direkte Friedensverhandlungen zwischen Taliban und der afghanischen Regierung münden. Bisher lehnen die Taliban ab, mit der Regierung zu reden, die sie als Marionette des Westens sehen.
nob/rb (dpa, afp)