Acht Frauen sterben bei NATO-Angriff
16. September 2012Sie waren in den Bergen unterwegs, um Holz zu sammeln: dann plötzlich die Explosion. Die NATO bestätigte den Luftangriff in der Provinz Laghman östlich der Hauptstadt Kabul. Ein Sprecher der NATO-geführten Schutztruppe ISAF teilte mit, bei dem Angriff seien 45 Aufständische getötet worden. Dass auch Zivilisten ums Leben gekommen seien, bedauere die NATO.
Zivile Opfer bei Angriffen schüren immer wieder den Zorn der afghanischen Bevölkerung auf die ausländischen Streitkräfte. Nach dem Tod der Frauen skandierten zahlreiche Männer an ihren Särgen: "Tod den USA, Tod den Juden."
Angriffe auch in anderen Provinzen
Dies war nicht der einzige Angriff in Afghanistan mit tödlichen Folgen. Im Süden des Landes sind bei einem Anschlag nach NATO-Angaben vier ausländische Soldaten getötet worden. Bei den Tätern handelt es sich vermutlich um afghanische Polizisten, wie die Allianz erklärte. Einer der Angreifer in Polizeiuniform wurde demnach getötet. Der Zwischenfall ereignete sich im Distrikt Mizan in der Provinz Zabul, wo vor allem US-amerikanische und polnische Soldaten der internationalen Schutztruppe ISAF stationiert sind.
Bereits in der Nacht zum Samstag waren bei einem Angriff auf den NATO-Stützpunkt "Camp Bastion" in der umkämpften südafghanischen Provinz Helmand zwei US-Marines getötet und fünf ISAF-Soldaten verletzt worden. 20 Angreifer wurden nach NATO-Angaben dabei getötet.
In dem von mehreren Ländern genutzten Militärlager ist auch der 28-jährige britische Thronfolger Prinz Harry stationiert. Zum Zeitpunkt des Angriffes hielt er sich nach Militärangaben zusammen mit anderen Soldaten seiner Kampfhubschrauber-Einheit in rund zwei Kilometer Entfernung auf.
Attentäter in Polizeiuniform
Die Taliban übernahmen die Verantwortung für die Attacke und sprachen von einem Vergeltungsakt wegen des in den USA von Islam-Gegnern produzierten Mohammed-Schmähvideos.
Angriffe von Attentätern aus den afghanischen Sicherheitskräften hatten zuletzt deutlich zugenommen. In diesem Jahr kamen dabei mehr als 50 ausländische Soldaten um. Bis 2014 soll die Verantwortung für die Sicherheit in Afghanistan von den NATO-Kampftruppen an die Afghanen übergeben werden. Danach sollen die meisten ausländischen Soldaten aus dem Land abziehen.
In der afghanischen Hauptstadt Kabul protestierten unterdessen rund 1500 Menschen friedlich gegen den Film. Es habe weder Krawalle noch sonstige Gewaltausbrüche gegeben, sagte der zuständige Polizeichef.
re/cd/gri (rtr, dpa, afp)