Abriss frei für Palast der Republik
28. Juni 2005Das Ende des früheren Parlamentsgebäudes der DDR wird wenig spektakulär sein. "Weder mit einer Sprengung, noch mit der Abrissbirne wird das von Asbest befreite Gebäude beseitigt werden", kündigte die Berliner Senatorin für Stadtentwicklung, Ingeborg Junge-Reyer, an. Stattdessen soll der marode Palast, wegen seiner "zentralen und sensiblen Lage" im historischen Stadtkern mit Hilfe von Kränen zurückgebaut werden. Die Demontage soll bis zum Frühjahr 2007 abgeschlossen sein und rund 20 Millionen Euro kosten.
Letzte Gelegenheiten
Bis dahin bieten sich Besuchern noch zwei Gelegenheiten das asbestsanierte Gebäude zu erkunden. Bis Anfang Juli inszeniert hier Regisseur Frank Castorf seine Version von Alfred Döblins Roman "Berlin Alexanderplatz". "Zu DDR-Zeiten fand ich den Palast furchtbar", sagt Castorf. Inzwischen setze er sich für den Erhalt der Ruine als Veranstaltungsort ein. Und danach gibt es die vielleicht letzte Gelegenheit, "Erichs Lampenladen" - so nannte der Volksmund das kupfern glänzende Gebilde, auf das der DDR-Staatsratsvorsitzende Erich Honecker so stolz war - zu erleben. In den Palast soll ein begehbarer Berg gebaut werden, der ab Mitte Juli bis Ende August über so genannte philosophische Pfade begehbar sein soll. Finanziert wird das 250.000 Euro teure Projekt vom Hauptstadtkulturfonds.
Auch in den vergangenen Jahren machte das ehemalige Parlamentsgebäude als Veranstaltungsort von ungewöhnlichen Events Schlagzeilen. Im Vorjahr schipperten Besucher auf Booten durch die teilgeflutete Ruine. Die Gruppe Einstürzende Neubauten brachte bei einem Konzert die frei liegenden Stahlträger zum Vibrieren, während die Unternehmensberatung McKinsey hier ihr Firmenjubiläum feierte. Dazu kamen regelmäßig zahlreiche größere und kleinere Partys, Filmvorführungen und Performances.
Schloss statt Palast
An die Stelle des Palastes soll nach einem Beschluss des Bundestags ein Neubau mit barocker Schlossfassade rücken - in Anlehnung an das zu DDR-Zeiten gesprengte Stadtschloss. Dieser Plan ist auch wegen der Kosten in Höhe von rund 700 Millionen Euro umstritten. Ein Förderverein sammelt für die Fassade Spenden. (mik)