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Das Cinecittà wird 80

Jochen Kürten29. Januar 2016

Federicio Fellini drehte hier am laufenden Band. Auch Hollywood-Regisseure zog es in die Studios vor den Toren Roms. Gegründet wurde Cinecittà von den Faschisten. Heute ist es eine Touristenattraktion.

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Cleopatra Filmstill von 1963 (Foto: Imago United Archives KPA)
1963: in Cinecittà wird der Monumentalfilm "Cleopatra" gedrehtBild: imago stock&people

Die Historie

1935 waren die alten, zu Beginn des 20. Jahrhunderts gebauten Studios in Rom abgebrannt. Ersetzt werden sollten sie von einem riesigen neuen Studiokomplex, der Cinecittà genannt wurde: die "Stadt des Kinos". Gebaut wurde schnell, die Grundsteinlegung erfolgte im Januar 1936, 15 Monate später wurde das Studio von Benito Mussolini eröffnet. Die Faschisten versprachen sich viel vom Propagandamittel Film.

Größtes Studio Europas

Im Südosten der italienischen Hauptstadt wurde der größte Studiokomplex Europas aus dem Boden gestampft. Mehr als 20 zum Teil riesige Gebäude und Hallen, drei künstliche Seen und viel Platz unter freiem Himmel - Cinecittà erstreckte sich über einen Raum von insgesamt 60 Hektar.

Frederico Fellini (Foto: Eric Vandeville/ABACAPRESS.COM)
Er war der heimliche Hausherr in Cinecittà: Federico FelliniBild: picture-alliance/abaca

Blüte des Kunstfilms

Nach der Inbetriebnahme des Studios entstanden wie vorgesehen propagandistische Filme, aber vor allem viel Unterhaltungsware. In die Kinogeschichte ging Cinecittà dann aber mit Werken der großen italienischen Meisterregisseure Roberto Rossellini und Vittorio de Sica ein. Luchino Visconti drehte hier 1952 "Bellissima" - einen Film, der das Leben in der italienischen Traumfabrik selbst zum Thema machte. Später kam dann Fellini.

Monumental- Historien- und Sandalenfilme

Ende der 1950er Jahre entdeckte Hollywood das italienische Studio. Weil es zu teuer wurde, aufwendige Produktionen in den USA zu drehen, wich man nach Europa aus. Dort konnten die US-Produzenten und -Regisseure billiger drehen. Es entstanden Monumentalfilme wie "Ben Hur", "Quo vadis?" oder "Cleopatra". Riesige Kulissen wurden gebaut, tausende Statisten kamen zum Einsatz.

Elizabeth Taylor als Cleopatra 1963 (Foto: imago/Granata Images)
Elizabeth Taylor in der in Cinecittà entstandenen Cleopatra-VerfilmungBild: imago stock&people

Komödien als Arbeitsplatzgarantie

Waren die filmischen Ausstattungsopern die Sahnehäubchen des Produktionsbetriebs in Cinecittà, so bildeten die vielen dort gedrehten Komödien das Fundament. Commedia-all'italiana-Filme mit Titeln wie "Brot, Liebe und Fantasie" zogen die Zuschauer in Massen an. Doch auch Hollywood drehte romantische Komödienklassiker wie "Ein Herz und eine Krone" in den 1950er Jahren.

Das Herz von Cinecittà: Federico Fellini

Auch wenn Cinecittà von den Faschisten gegründet worden war... und auch wenn das Studio wegen der starken Präsenz der US-Amerikaner in Rom zeitweise "Hollywood am Tiber" genannt wurde: Kein Name ist so mit dem Studio verbunden wie der von Federico Fellini. Der italienische Regisseur drehte dort viele seiner berühmten Filme ("Das süße Leben", "8 1/2"). Sogar eine kleine Wohnung hatte Fellini auf dem Studiogelände.

Rom Cinecitta Gelände Großbrand (Foto: dpa)
2007 gab´s zu allem Überfluß noch einen verheerenden Brand in den StudiosBild: picture-alliance/dpa/M. Percossi

Niedergang und Italo-Western

Nachdem sich die amerikanischen Filmstudios zurückgezogen hatten und dem Kino mit dem Fernsehen ein mächtiger Konkurrent erwachsen war, wurden immer weniger Kinofilme in Cinecittà gedreht. Zeitweise brachte der Italo-Western Rettung. Auch wenn viele dieser billig hergestellten Euro-Western vor allem in Spanien hergestellt wurden - für das italienische Vorzeigestudio fiel noch genügend ab. Sergio Leone drehte die Innenaufnahmen seines berühmten Films "Spiel mir das Lied vom Tod" in Cinecittà.

Immer wieder gebucht: Cinecittà

Doch selbst während der großen Krisenzeiten wurde Cinecittà für Renommierprojekte immer mal wieder gebucht. Bernd Eichinger aus Deutschland ("Der Name der Rose"), die Briten Ridley Scott ("Gladiator") und Anthony Minghella ("Der englische Patient"), US-Regisseure wie Martin Scorsese ("Gangs of New York") oder der Australier Mel Gibson ("Die Passion Christi"): sie alle ließen sich von der gigantischen Studiokapazität nach Italien locken.

Italien Filmstudio Cinecitta in Rom Kulisse (Foto: Claudio Melissari / EIDON/MAXPPP/dpa )
Heute werden vor allem TV-Produktionen wie die Serie "Rom" in Cinecittà gedrehtBild: picture-alliance/ dpa

Zwischen Touristenmagnet und TV-Event

Sein Geld verdient das Studio heute, ähnlich wie andere altehrwürdige Studios in Europa (z.B. Babelsberg in Deutschland), mit Ausstellungen und Führungen. Vor allem die Studioführungen für Touristen aus Italien und dem Ausland sorgen dafür, dass der Mythos Cinecittà nicht stirbt. Die Besucher begegnen dem roten Schal von Federico Fellini ebenso wie Resten früherer Kulissen, die einst für die Monumentalfilme entstanden.

Neues Erwachen am Tiber

Ganz aktuell versuchen Politiker und Investoren Cinecittà wieder zu einer neuen Blüte zu verhelfen. Mit allerlei Steuervergünstigungen werden vor allem Produzenten aus dem Ausland auf das Studiogelände gelockt. Mitte Februar kommt weltweit die US-Komödie "Zoolander 2" mit Penélope Cruz, Ben Stiller und Benedict Cumberbatch in die Kinos. Gedreht wurde sie in Cinecittà. Eine Neuauflage von "Ben Hur" ist auch geplant.