50 Jahre Kinshasa - in Momentaufnahmen
Vor fünf Jahrzehnten wurde Léopoldville in Kinshasa umbenannt. Die Hauptstadt der Demokratischen Republik Kongo (DRK) ist nach Lagos und Kairo die drittgrößte Metropole Afrikas - und sie boomt.
Unruhen und Unabhängigkeit
Die kongolesische Unabhängigkeitsbewegung kurz vor dem Ziel: Arbeiter demonstrieren 1959 in Léopoldville. Sie fordern die volle Unabhängigkeit des Kongo von der belgischen Kolonialmacht. Es entflammen Unruhen, die brutal niedergeschlagen werden. Die Folge: 40 Tote und 250 Verletzte. Ein Jahr später, am 30. Juni 1960, erlangt das Land seine Unabhängigkeit.
Kinshasas "Gyrobusse"
1955: Ein strombetriebener Bus lädt an einer Dockstation in Léopoldville auf. Die Technologie holten sich die belgischen Stadtverwalter aus der Schweiz. So konnten die Busse rund drei Kilometer fahren. Das "Gyrobus"-Netz war damals das größte städtische Verkehrsnetz weltweit. Bis 1956 beförderten die Busse 10 Millionen Menschen.
Ein Diktator kommt an die Macht
30. November 1965: Präsident Joseph Mobutu sitzt im Parlament in der ehemaligen Hauptstadt Léopoldville. Der Armeechef hatte sich fünf Tage zuvor an die Macht geputscht und so den ersten Präsidenten der unabhängigen DRK Joseph Kasavubu abgelöst. Ein Jahr später wird die Stadt in Kinshasa umbenannt. Mobutus Diktatur währt drei Jahrzehnte, bis er 1997 selbst ins marokkanische Exil fliehen muss.
Der Titan von Kinshasa
1974: Sicherheitskräfte begleiten den US-amerikanischen Boxer Muhammad Ali aus dem Trainingszentrum in Kinshasa. Am 30. Oktober 1974 schlägt das Schwergewicht Ali seinen Gegner George Foreman im "Kampf der Titanen". Rund 60.000 Zuschauer verfolgen den historischen Moment im Stadion von Kinshasa - und Millionen weltweit am Fernseher.
Muhammad Alis Vermächtnis
Muhammad Ali begeistert Kinshasas Jugend damals wie heute. Im Boxclub "Das erhobene Haupt des Muhammad Ali" boxen Jungen zusammen mit Mädchen. Eines von ihnen sagt der DW: "Ich fühle mich wie Alis Enkelin. Ich weiß so viel von ihm." Eines Tages möchte sie so gut boxen wie ihr Vorbild. Dafür wünscht sich der Trainer des Clubs mehr Unterstützung vom Sportministerium.
Ampelroboter gegen Verkehrschaos
Nicht Polizisten, sondern Roboter regeln seit 2014 den Verkehr an der zentralen Asosa-Kreuzung in Kinshasa. Vier eingebaute Kameras helfen dabei. Die Roboter senden die Aufzeichnungen weiter an ein Informationszentrum, das den Verkehrsfluss analysiert. Hinter dem Projekt stecken jedoch Menschen: eine Gruppe kongolesischer Ingenieure vom Kinshasa Higher Institute of Applied Technology.
Kinshasa Fashion Week
Tschüss Paris, New York und Mailand - bonjour Kinshasa! Kongolesische Designer machen afrikanische Couture: bunt, schrill, elegant - oder aus Papier. Mit diesem Entwurf präsentierte sich der Designer Papa Griffe auf der Kinshasa Fashion Week im Juli 2015. Die Kongolesin Marie-France Idikayi rief das jährliche Event 2011 ins Leben, um afrikanische Designer weltweit bekannt zu machen.
Mehr Müll braucht mehr Ideen
Die andere Seite der Zehn-Millionen-Stadt: Müll. Den durchstöbern meist Kinder, auf der Suche nach wiederverwertbarem Plastik. Das bringen sie dann in eine Recyclinganlage wie diese hier, betrieben von der lokalen NGO "Vie Montante". Für das Plastik bekommen die Kinder ein kleines geregeltes Einkommen und die Angestellten in der Recyclinganlage einen Job.
Kinshasa 2016: Alles ist erlaubt?
Unter Mobutus Regime wohl unvorstellbar: Die Performance-Künstlerin Julie Djikey. Sie hinterfragt, provoziert, etwa als "menschliches Auto" mit Ölschmiere auf ihrem Körper und Ölfiltern auf den Brüsten. Sie protestiert gegen Umweltverschmutzung und appelliert an die Frauen des heutigen Kinshasa: "Eine mutige Frau erkennt man an ihrer Standhaftigkeit gegenüber ihrem Leid und ihren Schwierigkeiten."