Die Natur kann Gehirnwäsche
6. November 20141. Das Chlorovirus ATCV-1 und die visuelle Wahrnehmungsgeschwindigkeit
Ein Virus, das sonst nur in Algen auftritt, kann auch den Menschen befallen. Forscher haben herausgefunden, dass von fast 100 Testpersonen mehr als 40 Prozent mit ATCV-1 infiziert sind. Die Folgen: Infizierte verarbeiten visuelle Eindrücke etwa zehn Prozent langsamer als normal. Auch Experimente mit Ratten zeigten, dass diese größere Probleme dabei hatten, einen Weg durchs Labyrinth zu finden.
2. Toxoplasma und Geselligkeit
Ein wenig eklig ist das schon: Katzen tragen in ihrem Kot den Parasiten Toxoplasma Gondii. Ein gesunder Erwachsener würde bei einer Ansteckung nur leicht krank. Wirklich gefährlich werden kann der Parasit aber für Menschen mit geschwächtem Immunsystem oder für Schwangere. Hier kann Toxoplasmose sogar zu Fehlgeburten und Missbildungen des Ungeborenen führen.
Andere Studien deuten darauf hin, dass der Parasit unser Nervensystem umpolen kann. Das beeinflusst, wie gesellig wir sind - und noch mehr: Männer scheinen introvertierter und wachsamer gegenüber anderen zu werden. Bei Frauen ist es umgekehrt. Sie werden kontaktfreudiger und vertrauen eher. Diese Ergebnisse stellte der tschechische Wissenschaftler Jarovslav Flegr vor. Infizierte Personen hätten außerdem eine deutlich langsamere Reaktionszeit. Etwa ein drittel der Einwohner von Industriestaaten könnte mit dem Parasit infiziert sein, der womöglich sogar sexuell übertragbar ist.
3. Darmbakterien drücken auf die Stimmung
Die Zusammensetzung der Bakterien und Mikroorganismen in unserem Darm ist bei jedem anders. Forscher untersuchen, ob dieser spezielle Mix unsere Stimmung, Gefühle und Verhalten beeinträchtigen kann. Probiotische Bakterien - zu denen zum Beispiel der Lactobacillus im Joghurt gehört - sorgen laut einer Studie für eine bessere Vernetzung im weiblichen Gehirn. Das wirkt sich positiv auf die Stimmung aus. Die probiotischen Bakterien haben bei Mäusen mit autistischen Verhaltensmustern sogar zu einem Rückgang des abnormalen Verhaltens geführt.
Transplantierte man die Darmflora von eher furchtlosen Mäusen in die von sanftmütigen, wurden letztere mutiger. Das Experiment funktionierte auch umgekehrt.
4. Tollwut macht uns rasend
Nicht wirklich neu, aber nach wie vor angsteinflößend: Ein mit Tollwut infizierter Mensch kann enorm aggressiv werden. Außerdem kann es zu Halluzinationen und Wahnvorstellungen kommen. Starkes Schwitzen und Speichelbildung gehören ebenso zu den Symptomen. Selbst eine Neigung zum Beißen kann sich entwickeln - sie hilft dem Virus, sich zu verbreiten. Betroffene haben außerdem häufig panische Angst vor Wasser - Verdünnung würde die Viruslast nämlich verringern. Das Virus fühlt sich vor allem in Säugetieren, wie Hunden oder Fledermäusen, wohl. Tollwut führt ohne schnelle Behandlung unweigerlich zum Tod.
5. Ein Pilz macht Ameisen zu Zombies
Der Parasit Ophiocordyceps schüttet Chemikalien in Ameisen aus, die das Gehirn steuern. Wie ein Zombie zieht es die Ameisen dann auf den Waldboden, wo sie ihre Zangen in die Vegetation bohren. So verbreitet sich der wählerische Pilz. Verschiedene Pilzsporen befallen nur ganz bestimmte Ameisenarten. Bislang ist noch kein Pilz bekannt, der auch Menschen befallen kann…