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2000 Stühle und ein bayerischer Mastochse

Sabine Kinkartz (z. Zt. Garmisch-Partenkirchen)6. Juni 2015

Rund 3000 Journalisten aus aller Welt sind nach Garmisch-Partenkirchen gekommen und beobachten auf dem G7-Gipfel jede Regung der sieben Staatschefs und ihrer Kritiker. Das erfordert eine enorme Logistik.

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Deutschland G7 Gipfel Garmisch-Partenkirchen (Foto: DW)
Farbenfroher Protest - bei Presse und Fernsehen besonders beliebtBild: DW/N. Conrad

Alles ist groß und gewaltig im Internationalen Pressezentrum in Garmisch-Partenkirchen. Es steht an einem historischen Ort: im Olympia-Eisstadion, das 1936 für die Olympischen Winterspiele gebaut wurde. Für den G7-Gipfel wurden die drei Eissporthallen zweckentfremdet und aufwändig umgestaltet. 6000 Quadratmeter Teppichboden wurden verlegt und 180 Kilometer Kabel für Strom, Medientechnik, Klima und Telekommunikation. Allein 60 Tonnen wiegt die Klimatechnik, die für warme oder kalte Luft sorgt, je nachdem, wie das Wetter draußen ist.

Deutschland G7 Gipfel Mediencenter in Garmisch-Partenkirchen (Foto: DW)
2000 Stühle an 1400 Tischen: Das Pressezentrum in Garmisch-PartenkirchenBild: DW/S. Kinkartz

Auf vier DIN-A4-Seiten listet das Presse- und Informationszentrum der Bundesregierung Zahlen, Daten und Fakten zum Pressezentrum in Garmisch, aber auch zum sogenannten Briefing-Center bei Schloss Elmau auf. Dort ist ein zweiter Pressebereich vor der Kulisse des eigentlichen Tagungsortes aufgebaut worden, etwas kleiner als das Pressezentrum in Garmisch und nur mit zusätzlicher Sonderakkreditierung zu erreichen. Er besteht aus Containern, und damit das nicht so hässlich aussieht, hat der Bau eine Fassade erhalten, die in die bayrische Landschaft passt.

Die meisten Journalisten müssen unten bleiben

Drei Stunden Vorlauf muss einplanen, wer - zusätzlich sicherheitsüberprüft - im begleiteten Shuttle-Bus nach Elmau fahren will. Eine individuelle Anreise auf das hermetisch abgeriegelte Tagungsgelände ist unmöglich. Wer als Fernsehreporter vor der Kulisse von Schloss Elmau arbeiten möchte, Fotograf ist oder einem der Kamerateams angehört, musste sich schon vor Wochen anmelden, um eine Chance auf einen der raren Plätze in Schlossnähe zu ergattern.

Deutschland G7 Gipfel Pressezentrum am Schloss Elmau (Foto: picture alliance/dpa)
Aufgehübschtes Containerdorf: Das Pressezentrum in ElmauBild: picture-alliance/dpa/C. Wallberg

Der Rest der insgesamt 3000 für den G7-Gipfel akkreditierten Journalisten bleibt im Pressezentrum in Garmisch auf rund 2000 Stühlen und an 1400 Tischen in verschiedenen Größen sitzen und verfolgt das Gipfelgeschehen auf dem G7-Fernsehkanal, der alle offiziellen Bilder, Statements und Pressekonferenzen überträgt.

Wenn diese Medienkollegen schon nicht selber auf Tuchfühlung mit den Mächtigen kommen, so müssen sie doch nicht darben. Für das leibliche Wohl stehen in einem großen Catering-Zelt rund 30 Köche des Münchener Delikatessenhauses Dallmayr bereit, nebst 120 Mitarbeitern für den Service und die Organisation. Die Buffets biegen sich von 7 Uhr morgens bis 21 Uhr abends unter Frühstück, Mittagessen, Nachmittagssnacks und Abendessen. Eine Million Euro, so heißt es, soll das Catering kosten. 5000 Sandwiches, 2000 Kilogramm Fleisch, 1000 Kilogramm Fisch, 1000 Kilogramm Obst und Gemüse: 15 Tonnen Lebensmittel werden in den drei Tagen, in denen das Pressezentrum geöffnet ist, verarbeitet, inklusive eines original bayerischen Mast-Ochsen.

Garmisch liegt in Bayern

Der drehte sich den ganzen Samstag lang auf einem riesigen Grillspieß und war für den offiziellen Eröffnungsabend gedacht. Dazu gab es bayerische Dirndl und Lederhosen, Blasmusik und Schuhplattler.

G7 Gipfel Verpflegung (Foto: DW)
Hier muss niemand Hunger leidenBild: DW/S. Kinkartz

Überhaupt wird der regionale Aspekt auf dem G7-Gipfel groß geschrieben. "Welcome dahoim" steht auf einem Plakat am Eingang des Presszentrums. Unter "dahoim" steht klein geschrieben, das sei das "Bavarian word for at home". Auf dem olivbraunen Wanderrucksack, den jeder Journalist als Gastgeschenk überreicht bekommt, prangt über dem G7-Germany-Logo groß das bayerische Staatswappen.

Spätestens an der Infotheke des Bundespresseamts wird übrigens klar, dass man dieses Gepäckstück in Garmisch gut brauchen kann. Allein 22 DIN-A4 Seiten umfasst das Presseprogramm, das minutiös auflistet, welcher Staatsgast wann genau auf dem Flughafen München landet, was wann und wo auf dem Gipfel in Elmau passiert und welcher Journalist sich wo und wann und mit welchem Ausweis einzufinden hat. Dazu kommen Unmengen anderer Papiere, einschließlich eines knapp 90 Seiten dicken Medienhandbuchs mit Lochbindung, das keine Frage offen lässt. Am 19. Juni soll das Pressezentrum übrigens wieder abgebaut sein, neun Wochen, nachdem in der Eissporthalle in Garmisch die Aufbauarbeiten begonnen haben.