Krieg statt Schule
3. September 2015Mehr als 13 Millionen Kinder können nach UN-Angaben wegen der Konflikte im Nahen Osten und in Nordafrika nicht zur Schule gehen. "Nicht nur Schulen liegen in Trümmern, sondern auch die Träume und Zukunftsaussichten einer ganzen Generation von Schulkindern", sagte UNICEF-Regionaldirektor Peter Salama und rief zu einem schnellen Handeln auf.
Angriffe auf Schulen seien der Hauptgrund, warum viele Kinder nicht zum Unterricht gehen könnten, heißt es in dem UNICEF-Bericht mit dem Titel "Bildung unter Beschuss". Häufig würden die Schulgebäude zudem als Obdach für vertriebene Familien oder als Unterschlupf für Kämpfer genutzt. Allein in Syrien, im Irak, im Jemen und in Libyen könnten fast 9000 Schulen nicht für den Unterricht genutzt werden. Tausende Lehrer in der Region hätten aus Angst vor den Kämpfen ihre Arbeit aufgegeben. Eltern ließen ihre Kinder aus demselben Grund nicht mehr aus dem Haus.
Die fehlenden Bildungs- und Zukunftsperspektiven der Kinder seien ein Grund für viele Familien, ihre Heimat zu verlassen und Zuflucht in Europa zu suchen, heißt es in dem Report. Länder wie der Libanon, die besonders viele Flüchtlinge aufgenommen haben, sind laut UNICEF überlastet und nicht fähig, alle Kinder in Schulen aufzunehmen. Ihr Bildungssystem sei der großen Menge an Flüchtlingskindern schlicht nicht gewachsen, sagte Salama. Immer mehr von ihnen müssten zudem aus Geldnot arbeiten oder würden schon als Teenager verheiratet. In der Türkei, im Libanon, im Irak, in Jordanien und in Ägypten hätten durchschnittlich mehr als die Hälfte der syrischen Flüchtlingsmädchen und -jungen im Schulalter keinen Zugang zu Bildung. Der UNICEF-Bericht widmet sich auch der Lage im Sudan und in den Palästinensergebieten.
Kinder, die nicht zur Schule gingen, seien oft die Geldverdiener für ihre Familien, erklärte Salama. Sie seien der Gefahr der Ausbeutung als billige Arbeitskräfte ebenso ausgeliefert wie der Rekrutierung als Kindersoldaten. Untersuchungen von UNICEF zeigten, dass immer mehr und immer jüngere Kinder von bewaffneten Gruppen herangezogen würden. Studenten und Lehrer würden häufig verschleppt, gefangengenommen und getötet. "Wir müssen rasch handeln", forderte Salama. "Anderenfalls wird der Schaden, den wir alle den Kindern dieser Region zufügen, langfristig und unumkehrbar sein."
stu/chr (afp, dpa, epd, rtr)