Ägypten macht antike Pyramiden zugänglich
14. Juli 2019Die alte ägyptische Hauptstadt Memphis ist um zwei Attraktionen reicher: Archäologiebegeisterte können nun zwei 4600 Jahre alte Pyramiden betreten, die einst für den Pharao Snofru und seine Frau Hetepheres gebaut wurden. Aus Sicht von Ägyptologen stellt die "Knickpyramide" einen wichtigen Schritt in der Evolution von älteren Stufenpyramiden hin zur klassischen Bauweise dar, in der die weltberühmten Pyramiden von Gizeh gefertigt sind.
Knick in der Evolution
Die unteren 49 Meter des Kalksteingebäudes laufen in einem Winkel von 54 Grad aufeinander zu, ab dem namensgebenden Knick verjüngt sich die Pyramide nach oben hin stärker. "Die Architekten haben den Winkel geändert, als Risse in der Struktur aufzutreten begannen", sagt Mustafa Waziri, Generalsekretär der ägyptischen obersten Denkmalpflegebehörde. Später ließ sich Snofru in direkter Nähe seine insgesamt dritte, die Rote Pyramide errichten. Sie verjüngt sich vom Fuß bis zur Spitze in einem konstanten Winkel, wie später etwa die Pyramiden von Gizeh. In welcher der altägyptische König begraben wurde, ist umstritten. Snofru begründete die Vierte Dynastie im Alten Reich und war der einzige Pharao, der gleich drei Pyramiden in Auftrag gab. Insgesamt sind die drei Bauwerke deutlich größer als die berühmte, später errichtete Pyramide seines Sohnes Cheops. Das gesamte Pyramidenfeld von Danschur bis Gizeh, wo die Cheops-Pyramide steht, ist seit 1979 Teil des UNESCO-Weltkulturerbes.
Bei Ausgrabungen in der Nähe der nun geöffneten Pyramiden fanden Archäologen mehrere Sarkophage aus Stein, Lehm und Holz, teilweise mit Mumien darin. Außerdem seien hölzerne Grabmasken und Werkzeuge aus der ägyptischen Spätzeit (ca. 664-332 v.Chr.) entdeckt worden, sagte Altertumsminister Chaled al-Anani. Im Rahmen der Untersuchungen wurde die 18 Meter hohe Pyramide der Hetepheres zum ersten Mal seit ihrer Ausgrabung 1956 geöffnet.
Pyramiden für den Tourismus
Dass die beiden altertümlichen Mausoleen 40 Kilometer südlich von Kairo nun der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurden, reiht sich ein in Ägyptens Tourismus-Strategie. In den vergangenen Jahren setzte die Regierung verstärkt auf die Vermarktung der Kulturschätze als Sehenswürdigkeiten. Die politische Instabilität infolge der Revolution 2011, die schwierige Menschenrechtslage und zahlreiche Anschläge haben der wirtschaftlich wichtigen Tourismusbranche des nordafrikanischen Landes geschadet.
ehl/kle (afp, ap, rtr, BBC)