Václav Havel erhält Internationalen Demokratiepreis Bonn
Der ehemalige tschechische Staatspräsident Václav Havel ist am Freitag (24. April) mit dem erstmals vergebenen Internationalen Demokratiepreis Bonn ausgezeichnet worden. Der Vorsitzende des gleichnamigen Vereins, Deutsche Welle-Intendant Erik Bettermann, überreichte ihm bei einem Festakt im Museum Koenig in Bonn die mit 10.000 Euro dotierte und in Form einer Glasskulptur verliehene Auszeichnung. Die Laudatio auf den Preisträger hielt vor rund 200 Gästen aus Politik, Kultur, Wirtschaft und Medien Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier. Anwesend war auch der tschechische Außenminister und derzeitige Vorsitzende des Ministerrates der Europäischen Union, Karel Schwarzenberg.
„Die Auszeichnung würdigt den couragierten Einsatz Havels für Demokratie, Freiheit und Frieden in seinem Land sowie in der Beziehung zu Deutschland und Europa“, begründete Bettermann als Vorsitzender des vor zwei Jahren gegründeten Vereins Internationaler Demokratiepreis Bonn die Entscheidung der Jury. „Der Schriftsteller, friedliche Widerstandskämpfer und Politiker Václav Havel hat Geschichte erlebt und selbst Geschichte gemacht. Er hat für freiheitliche Ideale, für Demokratie und Menschenrechte gekämpft und dafür jahrelang im Gefängnis gesessen.“ Sein Kampf gegen den Kommunismus habe ihn zur „Symbolfigur für Demokratie“ gemacht. Als Präsident sei er für die deutsch-tschechische Versöhnung eingetreten. „Havel hat sich um das deutsch-tschechische Verhältnis verdient gemacht“, so Bettermann.
Václav Havel sagte in seiner Dankesrede: „Während meines Lebens war ich einige Male in einer Situation, in der ich völlig unabsichtlich dazu beigetragen habe, eine neue Tradition zu gründen. Ich war der erste frei gewählte Präsident in meinem Land nach dem Fall des Eisernen Vorhangs. Der erste Präsident, der nicht fortgejagt wurde, sondern bis zum Ende des Mandats im Amt blieb. Ich bin auch der erste, der in der Tschechischen Republik eine Tradition des Ex-Präsidenten gründet. Ich schätze es sehr, dass ich nun mit dem ersten Internationalen Demokratiepreis Bonn ausgezeichnet werde. Vielleicht und hoffentlich werde ich damit das Schicksal dieses bedeutenden Preises zum Besten beeinflussen.“
Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier hob in seiner Laudatio hervor: „Václav Havel ist ein ganz Großer der europäischen Demokratiebewegung. Ohne ihn wäre der friedliche Aufbruch in Mittel- und Osteuropa undenkbar gewesen. Ein wahrhaft würdiger Preisträger!“
In einem Rückblick auf die Umwälzungen in Europa während der Präsidentschaft Havels sagte der frühere Bundesaußenminister Hans-Dietrich Genscher: „Václav Havel ist ein großer Europäer, der in einzigartiger Weise die europäische kulturelle und geistige Identität repräsentiert.“
Bärbel Dieckmann, Oberbürgermeisterin der Stadt Bonn, erinnerte daran, dass in Bonn vor 60 Jahren das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland verabschiedet und hier die Grundlagen für die Aussöhnung zwischen Ost und West, für die Wiedervereinigung und für die wachsende Verantwortung des Landes in der Welt gelegt wurden: „Der Name Bonn ist untrennbar mit der Entwicklung der Demokratie und Freiheit in der Bundesrepublik Deutschland verbunden.“
Unter den prominenten Gästen waren der tschechische Außenminister und derzeitige Vorsitzende des Ministerrates der Europäischen Union, Karel Schwarzenberg, der Tschechische Botschafter in Deutschland und sein deutscher Amtskollege in Prag, und die Bonner Bundestagsabgeordneten Stephan Eisel und Ulrich Kelber.
Bei einem festlichen Abendessen für Václav Havel auf dem Petersberg würdigte der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Jürgen Rüttgers den Preisträger: „Václav Havel hat in seiner Politik stets klare Werte vertreten. Und er hat sich als Literat in seinen Stücken für die Freiheit des einzelnen Menschen eingesetzt. Seine Integrität hat mich stets beeindruckt. Damit stehe ich nicht alleine da. Aber ich möchte es mit einem altmodischen Wort sagen. Für mich hat Václav Havel diese Integrität auf beste Weise mit Demut verbunden: Mit der Demut, die den guten Zuhörer auszeichnet.“
Mit der Wahl des Museums Koenig für die Preisverleihung erinnert der Verein Internationaler Demokratiepreis Bonn an die Arbeit des Parlamentarischen Rates, der dort 1948 die Beratung des Grundgesetzes begonnen hatte. Der Preis wird in Form einer Glasskulptur verliehen. Diese wurde von Studenten des Staatlichen Berufskollegs Glas-Keramik-Gestaltung des Landes NRW entworfen und hergestellt.