Schreibwettbewerb Deutsche Einheit

Was bedeutet die Wiedervereinigung für Euch? Bis zum 15. Oktober fordert die Deutsche Welle Menschen in aller Welt auf, ihre Gedanken darüber mitzuteilen - in maximal 1500 Zeichen. Eine Auswahl der bisherigen Postings

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Es sind viele Eindrücke, die mir bei Ihrer Frage in den Sinn kommen.

Zunächst vollzog sich vor zwanzig Jahren auf deutschem Boden eine Revolution. Traditionell ein Brennpunkt geopolitischer Interessen. Diese Revolution verlief ohne kriegerische Auseinandersetzungen. Es gab keine Toten zu beklagen. Das hatte die Welt so noch nie erlebt.

Das Zusammenwachsen der beiden deutschen Staaten war eine Aufgabe, bei der es mehr Fragen als Antworten gab. Es manifestierte sich auch, dass viele Menschen bei diesem Prozess weitab vom Kant’schen Imperativ handelten. Das soll uns nicht verwundern.

In toto: Die Verantwortlichen – und das waren alle Bürger – haben in diesen zwanzig Jahren einen deutschen Staat geschaffen, der hohes Ansehen und häufig auch Bewunderung im Ausland hervorruft. Die Bundesrepublik Deutschland ist ein geschätzter und respektierter Partner.

Ich lebe seit vielen Jahren im Ausland – zur Förderung der deutschen Industrie – aber nicht nur das; nach Talleyrand ist jeder, der im Ausland lebt, Botschafter des eigenen Landes.

(Wolfgang Hoebler, Mexiko)

Als die Mauer fiel, war ich dreizehn Jahre alt. Jetzt bin ich dreiunddreißig und verstehe - mehr oder weniger - was die Wiedervereinigung bedeutet für die Deutschen, für Europa und für die Welt.

Die Demonstrationen vor dem Mauerfall zeigten uns, dass das Volk die Macht hat. Das deutsche Volk wollte zusammen leben und es wollte Frieden schließen.

Das Volk hat die Macht - nicht die Politiker oder die Armee. Ein geeintes Volk ist stärker als die beste Armee. Deutschland ist das beste Beispiel.

Das deutsche Volk hat viele Opfer gebracht und das Resultat zwanzig Jahre danach ist spektakulär. Deutschland ist der Motor Europas.

(José Maria Castillo Martinez, Spanien)

Das, was 1989/1990 geschah, die Wiedervereinigung, ist auch heute noch ein für mich nicht zu glaubendes Wunder; wobei ich weiß, dass wir es vielen Personen und Personengruppen schuldig sind, stets die von ihnen geleistete Arbeit zu ehren und niemals zu vergessen, denn sie haben dieses Wunder der Wiedervereinigung möglich gemacht.

An wen denke ich? Nun, an die Politiker, die seinerzeit in Deutschland gearbeitet haben und an die vier ehemaligen Besatzungsmächte. Wobei ich glaube, dass vor allem der russische Regierungschef Michail Gorbatschow zusammen mit seinem damaligen Außenminister einen besonders großen Anteil daran hatte, der zum Teil auf die mit deutschen Politikern bestehende Freundschaften zurück zu führen ist, insbesondere mit Helmut Kohl. Aber auch das Vertrauen, das der deutschen Politik entgegengebracht wurde, mag den Ausschlag gegeben haben, die Wiedervereinigung in die Wege zu leiten.

Auch unsere französischen und englischen Freude haben sich glücklicherweise zu Gunsten der Wiedervereinigung entschieden, so dass wir heute "ein Volk" sind. Und ich hier draußen, weitab vom Schuss, bin ich stolz auf die von den Politikern in die Wege geleitete Wiedervereinigung.

Wir wollen aber nicht vergessen, dass auch viele Bewohner auf dem Gebiet der ehemaligen DDR auf die Straße gegangen sind und Leib und Leben aufs Spiel gesetzt haben. Neben dem Missverständnis um den Zeitpunkt der Grenzöffnung hat dies bei den ostdeutschen Politikern wohl den Ausschlag gegeben, sodass nun wirklich das Wunder vollbracht war und wir ein Volk ohne innerdeutsche Gebiets-Grenze sind. Und hoffentlich verschwindet auch bald die Grenze in den Köpfen im Handeln und Denken zwischen West und Ost.

(Dirk Heiner Brandt, El Salvador)

Es war immer sinnlos, Völker, die als Brüder wuchsen, zu trennen. Viel verlorene Zeit und sinnlos verlorene Menschenleben. Das Beste ist: nach vorn schauen und eine „echte“ Einheit bauen. Die Sprache ist ja eine gemeinsame und das Motto ist auch nur eines: "Brüderlichkeit! Es lebe die deutsche Einheit"

(Harry Montoya, Kolumbien)

Die deutsche Einheit bedeutet einen Teil meines Lebens, bin ich doch mit Büchern und Filmen über die DDR und Berlin groß geworden. Ich habe noch Zeitungen, die die Leute auf der Mauer zeigen und sie beschreiben die Stimmung: Blumen, Gesänge, die Freude, Umarmungen...

Ich freue mich so sehr, dass ich es erleben konnte, obwohl weit weg davon. Ich war sogar stolz darauf, "Ossi" genannt zu werden, einmal, im Jahr 1993 in Schleswig...

(Vanda Souza Costa Pereira, Brasilien)