Pakistan: Berichterstattung über die Flutkatastrophe

Die Flut in Pakistan hat weltweit für Schlagzeilen gesorgt – in Pakistan selbst auch. Ein Interview mit Shah Jehan, Professor am Department für Journalismus der Universität Peschawar.

Bild: AP

Welche Rolle haben die pakistanischen Medien bei der Flutkatastrophe gespielt?

Die Medien haben natürlich sofort begonnen, darüber zu berichten. Vor allem die Kabelprogramme, also die privaten Anbieter. Allerdings gab es dort doch einige Probleme, vor allem mit den Breaking News: Es wurden Dinge berichtet, die nicht ganz der Wahrheit entsprachen. So wurden Informationen nicht überprüft, sondern sofort gesendet. Die Flut hat außerdem gezeigt, dass unsere Journalisten zu wenig trainiert und ausgebildet sind, insbesondere im Bereich der Medienethik. Sie wissen oft nicht, was zu senden ist und was nicht. Das ist natürlich gerade in einer Katastrophe besonders wichtig. Insgesamt muss man sagen, dass die Medien zwar vom ersten Tag an berichtet haben, dennoch wurde die Flut als nicht so gravierend eingeschätzt. Erst am dritten Tag begann eine ersthafte Auseinandersetzung damit.

Was waren die Hauptthemen – von den aktuellen News einmal abgesehen?

Vor allem wurde darüber berichtet, dass die Taliban angeblich an Boden gewinnen, weil sie schnell helfen konnten. Ich habe nicht das Gefühl, dass das wirklich so ist. Ich denke, der Eindruck, dass die Taliban, Al Kaida, die Koranschulen oder radikale Islamisten über die Fluthilfe an Einfluss gewonnen haben, ist nicht richtig.
Darüber hinaus waren einige Politiker mit der Berichterstattung nicht zufrieden, unter anderem, weil recht deutlich Kritik am Katastrophenmanagement geäußert wurde.

Es sind derzeit sehr viele ausländische Nichtregierungsorganisationen im Land. Wie wird die ausländische Hilfe eingeschätzt?

Die Hilfe der Ausländer hat insgesamt zu einem positiven Image beigetragen. Vor allem die Privatinitiativen und die Leistungen der Hilfsorganisationen. Übrigens haben auch die Kollegen der Deutschen Welle geholfen: Sie haben zwei LKW-Ladungen mit Hilfsgütern gespendet.

Es sind auch viele Journalisten selbst betroffen. Merkt man das in der Berichterstattung?

Wir haben hier am Institut mit vielen Journalisten gesprochen, die betroffen sind. Die meisten von ihnen stammen aus dem Nordwesten Pakistans – aus dem Swat-Tal oder Nowshera. In machen Zeitungsartikel und TV-Berichten, vor allem in der lokalen Berichterstattung, hat man die eigene Betroffenheit durchaus gemerkt.


Auf Initiative der Urdu-Redaktion der Deutschen Welle spendeten DW-Mitarbeiter in Bonn und Berlin mehrere tausend Euro für die Flutopfer in Pakistan. So kamen zwei LKW-Ladungen mit dringend benötigten Gegenständen zusammen, unter anderem Kleider, Schuhe und Küchenutensilien.