Interview mit Mario Adorf
Seine Filmografie ist genauso unendlich lang wie die Aufzählung der Preise und Ehrungen, mit denen er bedacht wurde. Für die "Süddeutsche Zeitung" vom 7.9.95 etwa war er unter anderem der „Bösewicht vom Dienst“, für den "Tagesspiegel" vom 30.12.95 wiederum "Der Pate vom Dienst" – doch Mario Adorf kann auf ein Lebenswerk zurückblicken, das eine ganze Palette von verschiedensten Rollentypen aufweist. Heute gehört er zu der Riege der beliebtesten deutschen Schauspieler.
Der beste Nachwuchsdarsteller
Mario Adorf kam am 8.9.30 in Zürich zur Welt, doch seine Kindheit verbrachte er in der Eifel, in Mayen, wohin er mit seiner Mutter gezogen war. Nach dem Abitur studierte er an der Universität Mainz und an der Universität Zürich unter anderem Philosophie und Theaterwissenschaften. Schließlich schrieb er sich 1953 für ein Schauspielstudium an der Münchner Otto-Falckenberg-Schule ein, das er 1955 abschloss. Noch während des Studiums wirkte er an Studententheatern und bei einigen Filmen mit, doch sein erster großer Erfolg sollte erst zwei Jahre später, 1957, kommen. Robert Siodmak drehte 1957 den Film "Nachts, wenn der Teufel kam" – eine Geschichte über einen Massenmörder Bruno Lüdke, die 1944 in Deutschland spielt. Die Rolle des Massenmörders wurde Mario Adorf anvertraut, und das sollte zunächst nicht ohne Konsequenzen bleiben. Der Film wurde ein großer Erfolg und errang den Bundesfilmpreis 1958 und 12 weitere Preise – darunter ging auch das Filmband in Gold für den besten Nachwuchsdarsteller an Mario Adorf. Der Durchbruch war nun geschafft, doch sollte der junge Schauspieler von nun an zum "Bösewicht vom Dienst" werden?
Der Mexikaner und Bösewicht
Die weiteren Rollen, die Mario Adorf angeboten wurden, hatten den Eindruck erweckt, dass der Schauspieler auf die Gestalt des Schurken und Ganoven festgelegt worden war. Da das deutsche Kino gegen Ende der 50er-Jahre kriselte, ging der Schauspieler nach Hollywood. Hier wurde aus ihn ein "typischer Mexikaner" – denn eben dieser Typ von Rollen wurde ihn vorrangig angeboten. „Der Spiegel“ vom 17.2.92 zitiert Mario Adorf mit den Worten: "Und wenn ich in Hollywood geblieben, wäre, dann hätte ich wohl bis an Lebensende den Mexikaner gemacht." Gemeint war damit der Umzug des Schauspielers nach Italien Anfang der 60er-Jahre. Doch auch in Italien setzte man ihn vor allem in Gaunerrollen ein. So spielte er unter anderem die Bösewicht-Rolle bei "Winnetou I" oder auch den Sizilianer Salvatore „Acciduzzo" Frolo in der vierten Staffel der italienischen Serie "Allein gegen die Mafia". Die 70er Jahre sollten dann ein weiterer Markstein in der Karriere von Mario Adorf werden.
Der endlose Erfolg
Der "neue deutsche Film" fasste in Deutschland in der 70er Jahren immer mehr Fuß, und hier bot sich auch für Mario Adorf die Gelegenheit, wieder in deutschen Produktionen mitzuwirken. 1975 verfilmte Volker Schlöndorff zusammen mit Margarethe von Trotta die Erzählung von Heinrich Böll "Die verlorene Ehre der Katharina Blum". Mario Adorf übernahm in dem Film die Rolle des Kommissars Beizmenne. Vier Jahre später setzte sich Volker Schlöndorff mit einer weiteren literarischen Vorlage auseinander: mit der "Blechtrommel" von Günter Grass. Die Rolle des Alfred Matzerath übernahm Mario Adorf. Der Film wurde zu einem großen Erfolg – sowohl 1979 wie auch 1980 regnete es Preise. Unter anderem wurde er ausgezeichnet mit der Goldenen Palme in Cannes, dem Deutschen Filmpreis und dem Jupiter als bester Film und schließlich mit dem Oscar in der Kategorie "Bester fremdsprachiger Film". Mario Adorf war aus der deutschen Filmlandschaft nicht mehr wegzudenken. 1981 spielte er im nächsten preisgekrönten Streifen: in Rainer Werner Fassbinders Satire "Lola". Auch das Fernsehen griff zunehmend auf die Fähigkeiten von Mario Adorf zurück. So verfilmte das ZDF der Roman von John Knittel "Via Mala". Dort spielte er den brutalen Sägemüller Jonas Lauretz – für diese Rolle bekam Mario Adorf den DeutschenDarstellerpreis. Es folgten weitere bedeutende Rollen sowohl in Filmen wie auch in Serien. Unvergessen bleiben etwa seine Figuren in der Serie "Kir Royal" oder auch in der ZDF-Produktion "Der große Bellheim". Auch als Buchautor war Mario Adorf erfolgreich. Zahlreich sind auch die Preise, mit denen er geehrt wurde. Den bis jetzt letzten erhielt er im August 2010: die Ehrendoktorwürde der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Zu seinem 80. Geburtstag schrieb „Der Spiegel“ am 8.9.10: "Spiel weiter, Super-Mario", und dies tut der wohl populärste deutsche Weltstar bis heute – und das sehr zur großen Freude seiner Fangemeinschaft.
DW-Mitarbeiterin Donata Ritter sprach im September 2010 mit Mario Adorf über seine Karriere als Schauspieler und Buchautor.
Autor: Andreas Zemke
Redaktion: Diana Redlich