„Ich finde ihn sehr mutig“
Die Satiresendung beginnt wie immer mit langem Applaus. „Seid Ihr bereit für Bassem Youssef?“, schreit Khaled Mansour, Sprecher und einer der Autoren der Sendung, ins Mikrofon. Das Publikum im traditionsreichen Radio-Theater jubelt. Youssef kommt in den Saal, jubelt gemeinsam mit seinem Publikum.
Unter den Ehrengästen sind auch DW-Intendant Peter Limbourg, Distributionsdirektor Guido Baumhauer und der Leiter Vertrieb für Afrika/Nahost, Naser Schruf. Alle können über die Witze von Bassem Youssef lachen, denn um seine Anspielungen zu verstehen, muss man nicht unbedingt Arabisch können. Der Satiriker kommuniziert oft über Musik, Körpersprache und Bilder. Er ist längst über die Landesgrenzen hinaus berühmt. Die Zahl der Fans seiner Youtube-Seite hat Anfang der Woche die Zwei-Millionen-Marke überschritten und ist damit Spitze im Nahen Osten.
„Das bestätigt unsere Entscheidung“
Im Verlauf der Sendung wird schnell deutlich: Auch in dieser Ausgabe greift Bassem Youssef brisante Themen auf, nimmt Schräges aus der Politik aufs Korn. Er stellt sich einmal mehr gegen den medialen Trend in Ägypten – und macht sich Feinde. Schon jetzt laufen mehrere Verfahren gegen ihn. Unter anderem wegen Beleidigung der Staatsmacht.
Das hält Youssef nicht davon ab weiterzumachen. „Ich finde ihn sehr mutig“, so der Eindruck von Intendant Peter Limbourg. Er zeigt sich beeindruckt vom ägyptischen Satiriker und seiner Performance. „Hier zu sein und die Sendung live zu erleben, bestätigt unsere Entscheidung, AlBernameg in unser arabisches Programm zu nehmen.“
Limbourg hatte seine Entscheidung damit begründet, ein Zeichen setzen zu wollen für Meinungs- und Pressefreiheit. Was offenbar gelingt: Die Sendung sorgt auch unter DW-Nutzern für intensive und kontroverse Diskussionen und verschafft den arabischsprachigen Internetangeboten der DW enormen Zuwachs an Zugriffen, Fans und Followern.
Oase der Meinungsfreiheit
Das Team um Bassem Youssef, das direkt in die Produktion eingebunden ist, zählt rund 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Alle jung und sehr engagiert. Für sie ist AlBernameg eine Errungenschaft der Revolution von 2011, die das Regime von Präsident Mubarak nach 30-jähriger Herrschaft gestürzt hat.
Für Außenstehende ist es zunächst schwierig herauszufinden, wer mit welcher Aufgabe betraut ist. Trotzdem laufe alles reibungslos, beobachtet Guido Baumhauer, der die Aufzeichnung ebenso wie der Intendant zum ersten Mal live verfolgt. „Wenn ich diese motivierten Menschen sehe, dann reißt mich der Spirit, mit dem sie ihre Jobs machen, direkt mit. Und dieser Funke springt auch aufs Publikum über.“ Die Sendung ist für das Team um Youssef zu einer Oase geworden, in der sie ihre Meinung über die Geschehnisse in ihrem Land frei äußern können.
Meinungsfreiheit ist in Ägypten keine Selbstverständlichkeit. Journalisten werden verfolgt, wie im Fall der Al-Jazeera-Reporter, die seit mehreren Wochen in Untersuchungshaft sitzen. Kritik am Militär ist unerwünscht. Bassem Youssef kennt diese Regeln. Trotzdem ist in seiner Sendung auch das kein Tabu. Das erfordert in Ägypten tatsächlich sehr viel Mut.