Student bei Angriff in Nicaragua getötet
In Nicaraguas Hauptstadt Managua soll es bei einem Angriff Bewaffneter auf ein von Studenten besetztes Universitätsgebäude einen Toten gegeben haben. Mindestens elf Menschen seien bei der Attacke auf die Polytechnische Universität (UPOLI) im Norden der Stadt verletzt worden, sagte Víctor Cuadras, Sprecher der studentischen Protestbewegung Movimiento Estudiantil 19 de Abril (M19A).
Polizei oder andere Behörden äußerten sich nicht. Polizisten und Aktivisten, die der Regierung von Staatspräsident Daniel Ortega nahestehen, hätten zudem den Sitz einer weiteren Universität - der Nationalen Autonomen Universität Nicaragua (UNAN) - im Süden der Stadt umstellt, sagte Cuadras. Dort halten sich seinen Worten zufolge seit drei Tagen etwa 70 Studenten versteckt. Cuadras befürchtet auch dort einen Angriff.
Studentensprecher spricht von Jagd auf Studenten und das Volk
Mit der Besetzung der Unis wollen die Studenten den Druck auf Ortega erhöhen. Die Proteste gegen den einstigen Revolutionär und seine Regierung hatten sich Mitte April an einer umstrittenen Reform der Sozialversicherung entzündet. Obwohl Ortega diese zurückzog, fordern Demonstranten weiter seinen Rücktritt und den seiner Frau, Vizepräsidentin Rosario Murillo.
Nach Angaben von Menschenrechtlern kamen bei den Protesten bisher mehr als 60 Menschen ums Leben. Die Regierung sprach nur von etwa zehn Toten. Der Student sei während der Attacke auf die Upoli angeschossen worden und später im Krankenhaus gestorben, sagte Sprecher Víctor Cuadras. „Die Regierung Nicaraguas hat eine Jagd auf die Studenten und das Volk, das uns unterstützt, eröffnet“, sagte er. In der Upoli halten sich nach seinen Worten seit rund drei Wochen etwa 80 Studenten verschanzt.
Der frühere Rebellenkommandeur Ortega hatte bereits nach dem Sieg der sandinistischen Revolution von 1985 bis 1990 Nicaragua regiert und war 2007 an die Macht zurückgekehrt. Ortega hat sich von seinen sozialistischen Idealen verabschiedet und fährt mittlerweile einen eher neoliberalen Wirtschaftskurs. Kritiker werfen ihm vor, eine autoritäre Familiendynastie an der Staatsspitze zu etablieren und öffentliche Gelder über dunkle Kanäle in die Taschen seines Clans zu leiten.
fz/stu (dpa, efe, afp)