Interview mit Cornelia Froboes
Ihr Foto zierte am 6.8.52 die Titelseite des "Spiegel", der sich sodann in einem seiner Artikel unter anderem Sorgen um das Wohlergehen eines neunjährigen Mädchens machte. Denn dieses Mädchen war bereits ein Kinderstar, das sich in die Herzen der Deutschen mit einem Lied ihres Vaters sang und nun mit Eltern und einer Hauslehrerin durchs Land tingelte.
Cornelia Froboess legte eine sagenhafte Karriere hin, in der sie vom Kinderstar und Teenageridol zu einer der populärsten und gefragtesten Charakterdarstellerin vor allem beim deutschsprachigen Theater, aber auch beim Film wurde.
Kinderstar und Teenageridol
Auf die Welt kam Cornelia Froboess am 28.10.43 in Wriezen an der Oder, wo sie zusammen mit ihrer Mutter den Bombenangriffen auf Berlin entgehen sollte. Da ihr Vater ein Komponist und Verleger war, konnte es leicht passieren, dass sie bereits mit knapp acht Jahren zum Star in der jungen Republik wurde und "eine neue Shirley-Temple-Welle im Schlagergeschäft" auslöste, wie "Der Spiegel" damals schrieb. Denn der Feder ihres Vaters entstammte ein Lied, das bald zu einem Hit werden sollte, und dies nicht nur in Deutschland, sondern auch in vielen anderen Ländern.
1951 sang sie es zum ersten Mal auf der Bühne des Berliner Titania-Palastes und es erfreute sich auf Anhieb einer enormen Popularität - es hieß "Pack die Badehose ein" – wenn man über Cornelia Froboess schreibt, kommt man um diesen Titel nicht herum - und katapultierte das achtjährige Mädchen in Rundfunksendungen, auf Tourneen, zu Schallplattenaufnahmen und in Kinderrollen in Spielfilmen. Ihr Weg schien bereits festgelegt zu sein, nachdem sie sieben Jahre später, schon als Teenager, in weiteren Spielfilmen mitwirkte.
Mit dem damaligen Rock-Idol Peter Kraus drehte sie zahlreiche, auf dieses Paar zugeschnittene Schlagerfilme, die ihre Popularität im ganzen Lande noch steigerten. Dazu gehörten solche Filme wie "Wenn die Conny mit dem Peter" oder auch "Conny und Peter machen Musik". Doch zugleich verfolgte Cornelia Froboess konsequent ein Ziel: sie wollte auch ins ernsthafte Fach der Schauspielerei und nahm deswegen von 1959 bis 1963 Schauspielunterricht bei Marlise Ludwig in Berlin.
Bereits 1962 erfolgte dann ein "anderes Debüt" – Cornelia Froboess spielte nun ihre erste Charakterrolle. In Jean Renoirs "Der Korporal in der Schlinge", einer Geschichte über einen Korporal und zwei Soldaten, die im Juni 1940 aus einem Lager für französische Kriegsgefangene zu fliehen versuchen, übernahm sie die Rolle der Erika. Die "dritte Karriere" sollte dann bald beginnen. Doch nicht so sehr der Film, sondern das Theater sollte schließlich ihr schauspielerisches Zuhause werden.
Großes Theater
Das Bühnendebüt von Cornelia Froboess folgte nun 1963: am Salzburger Landestheater war sie nun als Dienstmädchen in Frantisek Langers Drama "Peripherie" zu sehen. Doch Salzburg sollte nur der Anfang einer neuen Karriere der Schauspielerin werden. Dort lernte sie nämlich den Regisseur Hellmuth Matiasek kennen, der ein Jahr später die Intendanz des Staatstheaters in Braunschweig übernahm und auch Cornelia Froboess dorthin holte.
Nun begann der unaufhaltsame Aufstieg von ihr, wobei sie auch an verschiedenen anderen Bühnen mit großem Erfolg gastierte. So war sie in verschiedenen Rollen unter anderem am Berliner Schillertheater, am Hamburger Schauspielhaus und am Burgtheater Wien zu bewundern. Auch konnte sie ihr schauspielerisches Können in Fernsehproduktionen unter Beweis stellen: so etwa in der TV-Fassung von Shakespeares "Ein Wintermärchen" oder auch in Feuchtwangers "Wahn oder der Teufel in Boston".
1972 begann für Cornelia Froboess eine Zeit in München, wo sie hauptsächlich an den Kammerspielen auftrat, jedoch auch andere Theaterbühnen nicht scheute. Und es wurden unzählige große Rollen des klassischen und modernen Theaters, in die die Schauspielerin schlüpfte und ihren Ruf als eine der besten Schauspielerinnen noch weiter festigten. Hin und wieder machte Cornelia Froboess auch Ausflüge ins Fernsehgeschäft und ihre Eliza in dem Musical "My Fair Lady"bleibt dem Münchner Publikum unvergessen.
Zehn Jahre waren inzwischen vergangen, nachdem Cornelia Froboess nach München ging, als sie erneut für einen Film vor die Kamera trat. 1982 spielte sie in Rainer Werner Fassbinders Film "Die Sehnsucht der Veronika Voss" mit, in dem sie Rolle der Henriette übernahm. Und es sollten weitere Filme mit ihr folgen, wobei sie auch in zahlreichen Fernsehserien oft Rollen übernahm. Bis heute erfreut sie ihre breite Fangemeinde am Berliner Ensemble. Im Verlauf ihrer bisherigen Karriere wurde Cornelia Froboess mit zahlreichen Preisen geehrt. So erhielt sie unter anderem den Silbernen Bambi, wurde 1982 mit dem Goldenen Bären der Berliner Filmfestspiele ausgezeichnet und ist auch Trägerin des Bundesverdienstkreuzes am Band, um nur einige ihrer vielen Ehrungen zu nennen. Sie selbst gehörte 2010 der Jury der Berliner Filmfestspiele an.
Im September 1982 sprach DW-Redakteur Klaus Colberg mit Cornelia Froboess über den Verlauf ihrer Karriere.
Autor: Andreas Zemke
Redaktion: Diana Redlich