Interview mit Bernhard Wicki
Er war Schauspieler, Regisseur, Produzent und Drehbuchautor, spielte sowohl beim Theater wie auch beim Film unzählige Rollen – so wirkte er beispielsweise in etwa über sechs Dutzend Filmen mit. Bernhard Wicki gehörte jahrzehntelang prägend zum deutschsprachigen Kulturbetrieb.
KZ Sachsenhausen
Das Licht der Welt erblickte Bernhard Wicki am 28.10.1919 in St. Pölten in Österreich. Nach einer behüteten Jugend und dem Abitur absolvierte er eine schauspielerische Ausbildung bei Gustaf Gründgens an der Staatlichen Schauspielschule in Berlin. Hier machte er auch die erste Bekanntschaft mit dem Nazi-Terror: wegen seiner Mitgliedschaft in der Kommunistischen Jugend wurde er für zehn Monate im Konzentrationslager Sachsenhausen inhaftiert. Anschließend setzte er seine Ausbildung am Max-Reinhardt-Seminar in Wien fort. Noch im gleichen Jahr nach der Ausbildung kam 1940 für Bernhard Wicki das erste Theaterengagement: am Schönbrunner Schlosstheater in Wien spielte er den Faust in Goethes "Urfaust". Und auch in dieser Zeit machte er seine ersten Schritte auf der Leinwand. In dem Film "Der Postmeister" von Gustav Ucicky war er in einer Statistenrolle zu sehen. Es war der Beginn einer Karriere, die eine der charismatischsten Persönlichkeiten des deutschsprachigen Theaters und Films hervorbrachte.
Der Partisan Boro
Der junge Schauspieler Bernhard Wicki entwickelte nun eine rege Tätigkeit: es folgten Engagements unter anderem an Theaterbühnen in Freiberg, Bremen, Salzburg oder auch Basel. Daneben übernahm er auch zahlreiche Filmrollen, wobei der eigentliche Durchbruch in diesem Metier noch vierzehn Jahre nach seinem Debüt auf sich warten ließ. 1954 spielte Bernhard Wicki an der Seite von Maria Schell den Partisanen Boro in dem Film "Die letzte Brücke". Der Film wurde mehrfach national und international ausgezeichnet. Es war für Bernhard Wicki auch der Sprung in die oberste Riege deutschsprachiger Darsteller. Es folgten zahlreiche weitere Filme, in denen Bernhard Wicki mitwirkte. So präsentierte der Schauspieler dem Kinopublikum unter anderem den Komponisten Johann Strauß in dem Film "Ewiger Walzer" oder auch den Tierarzt Dr. Vlimmen im gleichnamigen Film von Arthur Maria Rabenalt. Bernhard Wicki wurde zu einem der meistbeschäftigten Schauspieler und konnte schließlich auf eine Filmografie von über sechs Dutzend Filmrollen zurückblicken. Doch nicht nur die Schauspielerei wurde zu seiner Leidenschaft: Bernhard Wicki ging 1957 bei einem der einflussreichsten Regisseure in ein Volontariat: die Zusammenarbeit mit Helmut Käutner sollte auch bald ihre Früchte tragen.
Zum Regiedebüt eine Oscarnominierung
Als Regie-Volontär debütierte Bernhard Wicki 1957 in dem Streifen "Monpti", einer Liebesgeschichte von Helmut Käutner mit Romy Schneider und Horst Buchholz in den Hauptrollen. Zwei Jahre später gab Bernhard Wicki sein Regiedebüt. Eine Oscarnominierung, eine Auszeichnung der Vereinten Nationen für Verdienste um den Frieden 1960, der Golden Globe 1960 – die Liste ist ungewöhnlich lang, mit denen das Regiedebüt von Bernhard Wicki ausgezeichnet wurde. "Die Brücke" hieß der Film von 1959, mit dem der Schauspieler seinen Einstand als Regisseur gab. Der Kriegsfilm erzählt von den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges, an denen minderjährige Jungen eine Brücke verteidigen und sinnlos ihr Leben verlieren. Obwohl der Film nach seiner Premiere von den Kritikern teilweise missverstanden wurde, ist er für das Metzler Film Lexikon "ein Plädoyer für kompromisslosen Pazifismus". In diesem Film wirkten unter anderem auch Fritz Wepper, Volker Lechtenbrink oder auch Günter Pfitzmann mit und Bernhard Wicki etablierte sich schlagartig in den ersten Reihen der internationalen Regisseursriege. Einem Ruf aus Hollywood folgend, drehte er auch dort einige Filme: unter anderem den Streifen "The Visit" oder auch den Kriegsfilm "Morituri" mit Marlon Brando und Yul Brynner. Nach Deutschland zurückgekehrt, drehte Bernhard Wicki als Regisseur und als Schauspieler zahlreiche weitere Fernseh- und Kinofilme, die große Beachtung fanden. Für sein Wirken wurde Bernhard Wicki auch mehrfach ausgezeichnet. Alleine mit dem Filmband in Gold wurde er sechs Mal bedacht, ferner war er Träger des Bundesverdienstkreuzes I. Klasse oder auch des Österreichischen Ehrenkreuzes für Wissenschaft und Kunst 1. Klasse, um nur einige Ehrungen zu erwähnen. Bernhard Wicki starb am 5.1.00 in München.
Im Januar 1973 sprach Wolfgang Tschuppik für die DW mit Bernhard Wicki unter anderem über die Lage des deutschen Films.
Autor: Andreas Zemke
Redaktion: Diana Redlich